Applikationen mit WAAP schützen

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Applikationen mit WAAP schützen

22.01.2025 - 07:29
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Eine Firewall reicht aus und die Anwendung ist sicher? Das war einmal – spätestens seit dem weiter steigenden Einsatz von Microservices. Heutzutage kommunizieren Apps über APIs mit ihren Bausteinen oder anderen Anwendungen. Doch APIs sind ein gefundenes Einfallstor für Cyberkriminelle. Web App and API Protection (WAAP) hat diese neue Bedrohungslage auf dem Schirm. Wie WAAP funktioniert und wie genau die Technologie vor Angriffen schützt, lesen Sie in diesem Beitrag.

Die digitale Transformation verbessert den Alltag von Unternehmen, birgt jedoch gleichzeitig neue Gefahren, da Webanwendungen und APIs zunehmend Ziele von Cyberangriffen werden. Diese Technologien ermöglichen Effizienz und Vernetzung, bieten jedoch Cyberkriminellen Zugang zu sensiblen Daten und Prozessen. Herkömmliche Sicherheitstools stoßen dabei oft an ihre Grenzen, weshalb neue Ansätze wie WAAP (Web Application and API Protection) notwendig sind.

Cyberbedrohungen in einer vernetzten Welt
Die Bedrohungslandschaft entwickelt sich in rasantem Tempo weiter. Angreifer nutzen immer ausgefeiltere Methoden, um Sicherheitslücken in Unternehmenssystemen zu identifizieren und auszunutzen. Die Vielfalt der Angriffe reicht von Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS), über SQL-Injections bis hin zu gezielten Angriffen auf APIs wie API-Spoofing und Man-in-the-Middle-Angriffen.

Insbesondere das Internet der Dinge (IoT) hat das Potenzial solcher Angriffe erheblich erhöht. Viele IoT-Geräte sind nicht ausreichend abgesichert und bieten Angreifern eine Plattform für verheerende Botnets – denn jedes IoT-Gerät könnte gehackt und Teil eines Botnets werden. Eine zentrale Herausforderung sind automatisierte Angriffe, die häufig durch Botnets verstärkt werden. Diese Netzwerke aus kompromittierten Geräten können enormen Datenverkehr generieren und damit Systeme überlasten.

Die Folgen für Unternehmen
APIs sind aufgrund ihrer zentralen Rolle im Datenaustausch besonders gefährdet. Sie sind oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette, da sie Schnittstellen zu kritischen Systemen bereitstellen. Trotz guter Cybersecurity mangelt es häufig an einer umfassenden API-Sicherheitsstrategie, was Angriffe wie Credential Stuffing oder API-Abuse erleichtert.

Die Konsequenzen solcher Angriffe können gravierend sein. Neben unmittelbaren Kosten durch Betriebsunterbrechungen und Datenverluste entstehen unter Umständen langfristige Schäden wie der Verlust von Kundenvertrauen. Auch kann es zu rechtlichen Konsequenzen durch die Verletzung von Datenschutzrichtlinien kommen. Unternehmen müssen daher ihre Sicherheitsstrategien an diese neuen Bedrohungen anpassen, um geschützt zu bleiben.

WAAP: Ein Wendepunkt in der Sicherheitslandschaft
Web Application and API Protection bietet einen umfassenden Ansatz, der speziell auf die Sicherung von Webanwendungen und APIs ausgerichtet ist. Sie kombiniert mehrere Schutzmechanismen in einer integrierten Plattform:

1. Web Application Firewall (WAF):
Sie schützt Webanwendungen durch verschiedene Sicherheitsmechanismen. Dazu gehört eine Kombination aus klassischer Signaturerkennung, die SQL-Injections oder Cross-Site Scripting (XSS) blockiert und Non-Signature-Methoden zum Schutz gegen Zero-Day-Attacken. Dabei hilft eine automatische Anomalieerkennung, um ungewöhnliche oder neue Angriffsmuster in Echtzeit zu identifizieren und abzuwehren. Auch URLs und Inhalte in eingehenden HTTP-Anfragen werden analysiert und gegebenenfalls blockiert. SSL/TLS-Termination sorgt dafür, dass verschlüsselter Traffic entschlüsselt und auf schadhafte Inhalte überprüft wird. Das schützt auch vor Angriffen über verschlüsselte Verbindungen.

2. API-Schutz:
WAAP überwacht die API-Nutzung in Echtzeit, liefert detaillierte Berichte und hilft so, Schwachstellen frühzeitig zu schließen. Dazu setzt sie auf vorausschauende Maßnahmen wie API-Discovery, um auch unentdeckte "Schatten-APIs" zu identifizieren und in die Sicherheitsstrategie einzubinden. Durch Payload-Inspektion und Schema-Validierung wird sichergestellt, dass nur erlaubte Daten verarbeitet werden. Angriffe wie Injection-Versuche, Broken Object Level Authorization (BOLA) oder Mass Assignment lassen sich durch KI-gestützte Anomalieerkennung und gezielte Traffic-Filterung effektiv abwehren.

3. Bot-Management:
Zum Schutz vor Bot-Angriffen setzt WAAP auf eine Kombination aus KI-gestützter Verhaltensanalyse, Fingerprinting, adaptiven Zugriffskontrollen und dynamischer Anomalieerkennung. Durch die Analyse von Navigationsmustern, Interaktionssignalen und Geräteprofilen werden automatisierte Zugriffe erkannt, während legitime Nutzer und nützliche Bots durch Whitelisting zugelassen bleiben. Schädliche Aktivitäten wie Credential Stuffing oder Web Scraping lassen sich durch KI-Musteranalyse und dynamisches Rate Limiting gezielt bekämpfen. Technologien wie Browser-Fingerprinting und Geräteidentifikation helfen dabei, Bots zuverlässig von echten Nutzern zu unterscheiden. Verdächtige Zugriffe können durch Herausforderungen wie Captchas überprüft werden, ohne den normalen Traffic zu beeinträchtigen.

4. DDoS-Schutz auf L7-Ebene:
Der DDoS-Schutz von WAAP setzt auf eine Kombination aus skalierbaren Cloudressourcen, KI-gestützten Analysen und globaler Traffic-Verteilung. Durch die Erkennung von Anomalien im Datenverkehr filtert das System schädliche Datenströme heraus. Rate Limiting begrenzt die Anzahl von Anfragen, während Blacklisting bekannte Angreifer blockiert. Gleichzeitig stellt eine Verhaltensanalyse sicher, dass legitimer Datenverkehr nicht beeinträchtigt wird. Der Schutzansatz auf Applikationsebene (L7) deckt die Netzwerk-, Transport- und Anwendungsebenen ab. So schützt WAAP vor volumetrischen Angriffen, Protokollmissbrauch und gezielten Angriffen auf Anwendungen. Echtzeitmonitoring ermöglicht die präzise Nachverfolgung von Angriffen.

KI als Gamechanger für die Cybersicherheit
Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in WAAP hat einen entscheidenden Einfluss auf die Effektivität von Security-Werkzeugen. KI analysiert den Datenverkehr, um Muster und Anomalien zu erkennen, die auf potenzielle Angriffe hindeuten könnten. Maschinelles Lernen ermöglicht es den Systemen, sich kontinuierlich zu verbessern und neue Bedrohungen zu identifizieren, noch bevor sie aktiv werden. Beispielsweise kann KI Zero-Day-Angriffe frühzeitig erkennen und blockieren.

Traditionelle, signaturbasierte Systeme sind gegen solche Angriffe machtlos, während KI auf die Verhaltensanomalien reagiert.  Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit, zukünftige Angriffsmuster vorherzusagen. Durch die Analyse historischer Daten können WAAP-Systeme Schwachstellen identifizieren, bevor sie von Angreifern ausgenutzt werden.  

Integration in bestehende Systeme
WAAP lässt sich in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand in vorhandene IT-Systeme einbinden. Durch vorgefertigte Sicherheitsregeln und Richtlinien bietet die Plattform unmittelbar Schutz für Webanwendungen und APIs – aufwendige technische Anpassungen entfallen. Die integrierte Bedrohungserkennung erfolgt automatisiert, wodurch IT-Teams entlastet werden und mehr Kapazitäten für strategische Aufgaben gewinnen.

Fazit
In einer Welt, die zunehmend von digitalen Prozessen abhängt, ist WAAP mehr als eine Sicherheitstool – es ist ein strategisches Werkzeug. Es bietet Unternehmen nicht nur Schutz vor aktuellen und zukünftigen Bedrohungen, sondern schafft auch Vertrauen bei Kunden und Partnern. Unternehmen, die WAAP erfolgreich implementieren, sind in Sachen Cybersicherheit deutlich besser aufgestellt. Angesichts der immer komplexeren Bedrohungslandschaft ist WAAP nicht nur eine Option, sondern fast schon eine Notwendigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

ln/Elena Simon, General Manager DACH bei Gcore

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