Mit Teamwork zur Kontrolle der Cloudkosten
Der Cloudbetrieb bleibt besonders in Zeiten generativer KI ein großer Kostenfaktor. Gleichzeitig wissen viele Unternehmen nicht, wie hoch ihre Cloudausgaben wirklich sind. Es braucht eine enge Zusammenarbeit zwischen Cloudsoftware-Ingenieuren und IT-Administratoren, um Kosten in der Wolke zu kontrollieren, Transparenz über Module und Verträge zu schaffen sowie die Clouddienste steuerbar zu machen. Wie der Fachartikel zeigt, sind individuelle Werkzeuge der Schlüssel, um diese Ressourcen effizient zu nutzen.
Das Arbeiten in der Cloud ist für viele Unternehmen mittlerweile zum Alltag geworden. Und das aus gutem Grund. Denn Clouddienste sind nicht nur leicht skalierbar und kommen ohne teure Hardware aus, sie erleichtern auch die Zusammenarbeit, sind sicher und energieeffizienter im Vergleich zu vielen On-Premises-Ansätzen. Doch während einige große Cloudanbieter aktuell ihre Cloud-Egress-Kosten streichen, liegt das Problem oft bei den Unternehmen selbst verborgen – gerade dort, wo große Datenmengen verarbeitet werden: Neue Technologien wie künstliche Intelligenz, die eine hohe Datenintensität mit sich bringen, und die unsachgemäße Nutzung der Cloud treiben die Kosten in die Höhe. Was aber sind die genauen Kostenfallen und wie lassen sie sich auflösen?
Zwischen KI und Intransparenz: Kostenfallen in der Cloud
Unternehmen, die ihre Infrastruktur in der Cloud betreiben, streben häufig nach Innovation bei gleichzeitiger Kostenoptimierung. Es ist jedoch keine Seltenheit, dass sie ihre Budgetprognosen sprengen, ohne genau zu wissen, warum. Laut Forbes schätzen Unternehmen, dass sie 30 Prozent ihrer Cloudinvestitionen nicht optimal nutzen und dementsprechend verschwenden. Kostentreiber finden sich dabei in den verschiedensten Unternehmensbereichen.
Erfahrungsgemäß neigen einige Unternehmen dazu, aus Angst vor Engpässen mehr Ressourcen zu buchen, als sie tatsächlich benötigen – von Rechenleistung, Speicher und Netzwerkressourcen, möglicherweise sogar in einer Multicloud-Umgebung, über Datenbanken und Anwendungen bis hin zu KI- oder auch Sicherheitsdiensten. Das präzise Forecasting ist bei der Kostenkontrolle in der Cloud daher eine große Herausforderung. Ähnlich verhält es sich beim Thema Skalierung. Wer eine automatische Skalierung nutzt, riskiert Kostensteigerungen, wenn plötzlich mehr Cloudressourcen nötig sind. Das ist besonders bei unerwarteten Lastspitzen der Fall.
Ein weiteres Problem: Ist nicht klar, welche Bereiche oder Teams wie viele beziehungsweuse welche Cloudressourcen nutzen, können die Kosten schnell steigen. Durch diese Intransparenz fallen weiterhin veraltete oder überflüssige Ressourcen weniger auf. Hierzu zählt auch die Aufbewahrung nicht mehr benötigter Daten, die Speicher- und Verwaltungskosten in die Höhe treiben.
Nicht zuletzt entwickelt sich (generative) KI zu einem erheblichen Kostenfaktor in der Cloud, da immer mehr Unternehmen die Technologie produktiv einsetzen oder zumindest Pilotprojekte starten. Generative KI wie große Sprachmodelle benötigen eine erhebliche Rechenleistung. Auch die Datenmengen, die für Training und Betrieb der KI-Werkzeuge nötig sind, benötigen viel Speicherplatz und erhöhen damit die Kosten. Zudem fallen für Datenverarbeitung, Sicherheit, Backup und Recovery sowie Compliance in der Cloud mitunter hohe Kosten an.
Individuelle Ansätze als Schlüssel
Es wird klar, dass eine transparente und genaue Ressourcenplanung essenziell ist, um die Oberhand über die Cloudkosten zu behalten. Die Cloudumgebungen variieren allerdings je nach Branche, Unternehmensgröße oder verwendeten Technologien. Im Vergleich zu Industrieunternehmen stellen Finanzdienstleister beispielsweise oft höhere Anforderungen an Sicherheit, Compliance und Verfügbarkeit. Schon kurze Ausfallzeiten oder eine unzureichende Datenverschlüsselung können gravierende Folgen haben, sodass es stärker spezialisierte und damit kostenintensivere Tools braucht als bei den meisten Industriebetrieben.
Es existieren Standardwerkzeuge für die Kostenkontrolle, die solche unternehmensspezifischen Anforderungen aber oft nicht abbilden können. Ist das Know-how im Unternehmen vorhanden, lassen sich Standardtools jedoch anpassen oder auch eigene entwickeln. Dadurch können Gebühren kommerzieller Anbieter vermieden werden und DIY-Tools erfüllen spezifische Bedürfnisse im Unternehmen besser. Zudem können Unternehmen damit Cloudkosten einfacher verfolgen und bei Bedarf Änderungen vornehmen. Nur durch einen individuellen und ganzheitlichen Cloudarchitektur-Ansatz lassen sich die Ausgaben reduzieren. Dazu gehört auch ein kontinuierliches Monitoring der Cloudnutzung und -kosten, um den Ressourceneinsatz zu optimieren.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für effektive Cloud-Kostenkontrolle
Damit alle an einem Strang ziehen, kommt es besonders auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit an, etwa zwischen Cloudsoftware-Ingenieuren, IT-Administratoren und der Finanzabteilung. Die Ingenieure sind zum Beispiel dafür zuständig, Cloudanwendungen kostenbewusst zu entwickeln. Zudem kümmern sie sich um cloudnative Technologien wie Microservices, Container oder Serverless Computing. Die IT-Admins sind auf der anderen Seite dafür verantwortlich, Cloudressourcen bereitzustellen, zu konfigurieren sowie zu überwachen und bei Bedarf zu skalieren. Zu ihren Aufgaben gehören auch das Sicherheitsmanagement sowie Wartung, Updates und Backups. Bei der Zusammenarbeit der beiden Gruppen mit der Finanzabteilung laufen alle Fäden für die Kostenkontrolle und -optimierung zusammen. Dadurch lassen sich ein umfassendes Verständnis der Cloud-Kostenstruktur entwickeln und eine effektive Kostenkontrolle und Vorhersagbarkeit gewährleisten.
Auf Wolke 7: Cloud-Software-Engineering, IT-Administration und Finanzabteilung
Diese Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams, die auch als FinOps bezeichnet wird, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, um die Cloudkosten erfolgreich zu verwalten. Denn laut einer aktuellen Studie von CloudZero halten 58 Prozent der Befragten ihre Cloudkosten für zu hoch. Erhalten die Cloudsoftware-Ingenieure jedoch mehr Verantwortung, sehen 81 Prozent die Cloudkosten im Zielbereich. Im Kern ist FinOps eine kulturelle Praxis. Teams können so ihre Ausgaben besser verwalten und managen, wobei jeder die Verantwortung für seine Cloudnutzung übernimmt, und von einer zentralen Best-Practices-Gruppe unterstützt wird. Die Praxis hilft Unternehmen dabei, effizienter zu werden, indem Teams gemeinsam fundierte, datenbasierte Ausgabenentscheidungen treffen.
Entscheidend für den Erfolg der Zusammenarbeit ist eine enge und transparente Abstimmung zwischen den Teams, um Cloudausgaben besser zu verstehen und im weiteren Verlauf kontrollieren und verbessern zu können. Ingenieure, IT-Admins und Finanzexperten haben Einblicke, wie die Cloud in verschiedenen Bereichen genutzt wird und wo konkret Kostenfallen lauern. Indem sie die Kosten transparent machen, verbessern sie das interdisziplinäre Verständnis. Zudem können sie die Verantwortung dadurch besser aufteilen und effizienter Maßnahmen ergreifen, indem sie Synergien nutzen. Damit das gelingt, müssen Ausgaben bezogen auf Produkte, Funktionen und Teams kontinuierlich getrackt und evaluiert werden. Dafür braucht es eine einheitliche Datenquelle für jegliche Cloud-, PaaS- sowie SaaS-Kostendaten, um eine Nachvollziehbarkeit für alle zu schaffen. In regelmäßigen FinOps-Meetings berichten die Teammitglieder über den Status quo und prüfen KPIs.
Das Kostenbewusstsein fördern
Um die interdisziplinären Teams bestmöglich zu unterstützen, gilt es weiterhin, im gesamten Unternehmen ein Bewusstsein für das Thema Cloudkosten zu etablieren. Alle Mitarbeiter müssen transparent über die relevanten Daten zu Cloudnutzung und -kosten sowie deren Verteilung im Unternehmen informiert werden. Durch Schulungen, Best Practices und indem Führungskräfte eine effiziente Cloudnutzung vorleben, werden die Vorteile für alle greifbar.
Um zur Mitarbeit zu motivieren, hilft es außerdem, Verantwortlichkeiten von Beginn an klar zu kommunizieren und Seminare oder Workshops anzubieten. Damit befähigen und motivieren Unternehmen ihre Mitarbeitenden, selbst tätig zu werden. Die Kostenoptimierung ist dabei kein Sprint, sondern ein fortlaufender Prozess, der auch vom Management als solcher behandelt werden sollte. Regelmäßige Check-Ins mit den Teams sowie Anpassungen der Kostenstrategien an veränderte Bedingungen sind deshalb ein wichtiger Teil der Optimierung und sollten stets mitgedacht werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Menschen, Prozesse und Technologien einbezieht, ist notwendig.
Fazit
Die Cloudkosten im Zeitalter generativer KI im Griff zu behalten, erfordert mehr als nur technische Ansätze. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Cloudsoftware-Ingenieuren, IT-Administratoren und Finanzabteilungen ist essenziell, um Transparenz zu schaffen und individuelle Strategien zu entwickeln. Durch maßgeschneiderte Ansätze, kontinuierliches Monitoring und ein unternehmensweites Bewusstsein können Unternehmen ihre Cloudressourcen effizient und kostensparend nutzen.
ln/Sascha Beck, Managing Director Financial Services bei GFT