So lassen sich Rechenzentren nachhaltiger gestalten

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So lassen sich Rechenzentren nachhaltiger gestalten

02.04.2025 - 08:00
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Flüssigkühlung, hochdichte Serverarchitekturen und modulare Designs reduzieren den Energieverbrauch erheblich. Der Fachartikel erläutert technische Ansätze zur Integration erneuerbarer Energien und zur Rückführung von Abwärme in externe Nutzungskreisläufe. Der Fokus liegt dabei auf messbaren Effizienzgewinnen, PUE-Optimierung und ressourcenschonenden IT-Infrastrukturen – ohne dass es dabei zu merklichen Einbußen bei Leistung und Verfügbarkeit kommt.

Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Welt, doch ihr Energieverbrauch wächst rapide. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sie bereits zwischen ein und zwei Prozent des weltweiten Strombedarfs ausmachen – eine Zahl, die sich durch den steigenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), Big Data und Clouddiensten weiter erhöht. Neben steigenden Betriebskosten führt dies zu einer wachsenden Umweltbelastung, weshalb nachhaltige Strategien für Rechenzentren zunehmend in den Fokus rücken.

Technologische Innovationen und regulatorische Vorgaben treiben den Wandel voran. Das deutsche Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verpflichtet Betreiber ab 2025 dazu, mindestens 50 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und ihren Energieverbrauch transparent auszuweisen. Gleichzeitig fordern Unternehmen zunehmend nachhaltige IT-Lösungen, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern.

Effizientere Hardware und neue Kühlkonzepte
Ein zentraler Faktor für den Energieverbrauch von Rechenzentren ist die verwendete Hardware. Fortschritte in der Prozessorarchitektur und Speichertechnologie bieten Potenzial für deutliche Effizienzsteigerungen. Während derzeit leistungsstarke x86-Architekturen mit NVMe-Storage für optimale Performance dominieren, gewinnt perspektivisch auch RISC-Technologie, etwa in Form von ARM-Prozessoren, an Bedeutung, da sie eine höhere Effizienz pro Watt verspricht.

Besonders im Bereich GPUs gibt es erhebliche Einsparpotenziale. Da viele rechenintensive Anwendungen wie KI-Training oder Simulationen auf Grafikprozessoren angewiesen sind, spielt die Auswahl der energieeffizientesten Modelle eine große Rolle. GPUs mit der höchsten Performance pro Watt senken den Energieverbrauch, ohne Kompromisse bei der Rechenleistung einzugehen.

Neben der Hardware ist auch das Wärmemanagement entscheidend, da klassische, luftbasierte Kühlsysteme einen erheblichen Anteil der Gesamtenergie eines Rechenzentrums verbrauchen. Flüssigkeitskühlung ist eine effizientere Alternative, da sie Wärme gezielt von mehreren Komponenten – einschließlich Prozessoren, GPUs und Speicher – ableitet und so den Energieaufwand für Kühlaggregate reduziert.  Einige Anbieter setzen zudem auf zweiphasige Kühltechnologien, bei denen die Verdampfung eines Kältemittels zusätzliche Effizienzgewinne bringt.

Mit Wärmerückgewinnung lässt sich die Energieeffizienz noch weiter steigern. Während bisher ein Großteil der entstehenden Abwärme ungenutzt bleibt, setzen einige Rechenzentren auf die Einspeisung in Fernwärmenetze oder industrielle Prozesse. In Deutschland gibt es bereits Projekte, bei denen Rechenzentrumswärme Wohnquartiere oder Produktionsanlagen beheizt – ein Ansatz, der nicht nur die Nachhaltigkeit steigert, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bietet.

Erneuerbare Energien und intelligente Lastverteilung
Der direkte Bezug erneuerbarer Energien ist ein weiterer Hebel zur Reduzierung der CO2-Bilanz. Einige große Betreiber betreiben ihre Infrastruktur mittlerweile vollständig mit Wind- oder Solarstrom, während andere Rechenzentren durch langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements) nachhaltige Energiequellen in ihre Versorgung integrieren.

Ein innovativer Ansatz zur besseren Nutzung erneuerbarer Energien ist die dynamische Lastverteilung. Dabei werden Workloads abhängig von der aktuellen Energieverfügbarkeit auf verschiedene Standorte verteilt. So lässt sich beispielsweise eine KI-Berechnung in einem Rechenzentrum durchführen, das in dem Moment besonders viel Solarstrom produziert. Dieser Ansatz erfordert eine standortübergreifende und intelligente Steuerung der Rechenkapazitäten, bietet aber großes Potenzial für eine nachhaltigere IT-Infrastruktur.

Softwaregestützte Effizienzsteigerung
Neben der Hardware und der Energieversorgung gilt es auch, softwarebasierte Optimierungen vorzunehmen. Moderne KI-gestützte Systeme analysieren den Stromverbrauch von Servern in Echtzeit und passen die Auslastung automatisch an. So lassen sich überdimensionierte Infrastrukturen vermeiden, indem nicht benötigte Server heruntergefahren oder in einen Energiesparmodus versetzt werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Energieverbrauchs ist der Einsatz spezialisierter KI-Modelle. Große neuronale Netze benötigen enorme Rechenressourcen, doch durch Techniken wie Model Pruning und Quantisierung lässt sich der Stromverbrauch ohne signifikante Leistungseinbußen deutlich senken. Diese Ansätze sind besonders für datenintensive Anwendungen in der Finanzbranche oder der Bildverarbeitung relevant, da sie bei gleichbleibender Qualität weniger Energie benötigen.

Auch der Trend zu Edge Computing trägt zur Effizienzsteigerung bei. Statt sämtliche Daten an zentrale Rechenzentren zu senden, werden diese bereits an der Quelle verarbeitet – beispielsweise in Sensoren oder kleineren Edge-Servern. Dies reduziert nicht nur den Energieaufwand für die Datenübertragung, sondern entlastet auch zentrale Rechenzentren und verbessert die Latenzzeiten.

Handlungsempfehlungen für IT-Administratoren
Um den Energieverbrauch in Rechenzentren nachhaltig zu senken, können IT-Administratoren folgende Maßnahmen in Betracht ziehen:

  1. Optimierte Hardwareauswahl: GPUs und Server mit hoher Leistung pro Watt reduzieren den Stromverbrauch. Beim Neukauf lohnt es sich, Modelle mit optimiertem Energiebedarf und intelligentem Lastmanagement zu bevorzugen.
  2. Effizientes Wärmemanagement: Flüssigkeitskühlung senkt den Energieverbrauch für die Kühlung erheblich. Falls eine vollständige Umstellung nicht möglich ist, helfen gezielte Nachrüstungen oder die Optimierung bestehender Systeme.
  3. Energiemonitoring und Workload-Steuerung: Monitoringtools erfassen den Stromverbrauch und decken Ineffizienzen auf. Durch intelligente Lastverteilung lässt sich der Energiebedarf weiter optimieren.

Fazit
Nachhaltige Rechenzentren sind längst keine Zukunftsvision mehr, sondern eine notwendige Entwicklung. Der steigende Energieverbrauch und regulatorische Anforderungen zwingen Betreiber dazu, effizientere Technologien einzusetzen und ressourcenschonende Maßnahmen zu ergreifen. Fortschritte in der Hardware, intelligente Kühlkonzepte und erneuerbare Energien bieten Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, ihre IT-Infrastruktur nachhaltiger zu gestalten.

Durch strategische Investitionen in energieeffiziente Lösungen können IT-Administratoren nicht nur Kosten senken, sondern auch die Umweltbilanz ihres Unternehmens verbessern. Die Umsetzung nachhaltiger IT-Strategien erfordert jedoch ein Umdenken – weg von kurzfristigen Einsparungen, hin zu langfristigen Optimierungen. Unternehmen, die diesen Wandel frühzeitig angehen, profitieren nicht nur von niedrigeren Betriebskosten, sondern positionieren sich auch als Vorreiter in einer zunehmend umweltbewussten IT-Welt.

ln/Gernot Hofstetter, CEO von Yorizon

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