Softwareentwickler unter Zeitdruck: KI als Ausweg?
Softwareteams opfern zunehmend Qualität für schnellere Releasezyklen, wodurch Unternehmen Millionenverluste drohen – gleichzeitig setzen sie große Hoffnungen in KI-gestützte Testverfahren als möglichen Ausweg. Der aktuelle "Quality Transformation Report 2025" zeigt, wie tief der Graben zwischen Managementzielen und technischer Realität in vielen IT-Abteilungen wirklich ist.
Während die Geschäftswelt immer stärker auf Geschwindigkeit und KI-Integration setzt, gerät die Softwarequalität ins Hintertreffen – diese alarmierende Entwicklung zeigt eine umfangreiche globale Umfrage unter mehr als 2700 IT-Verantwortlichen und Entwicklern. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 74 Prozent der deutschen Unternehmen veröffentlichen regelmäßig unvollständig getesteten Code, wobei fast die Hälfte (47 Prozent) als Hauptgrund die Beschleunigung von Releasezyklen angibt. Diese Praxis rächt sich finanziell – 41 Prozent der befragten Firmen beziffern ihre jährlichen Verluste durch mangelhafte Software auf über eine Million US-Dollar.
Kommunikationskluft kostet Millionen
Ein besonders kritischer Faktor ist die Kommunikationslücke zwischen verschiedenen Unternehmensebenen. Während das Management auf Tempo drängt, kämpfen Entwicklungsteams mit den Konsequenzen zu hastiger Releases. Die Studie identifiziert schlechte Kommunikation zwischen Entwicklungs- und QA-Teams (35 Prozent) sowie mangelnde Abstimmung zwischen Führung und Entwicklern (31 Prozent) als Haupthindernisse für bessere Softwarequalität in deutschen Unternehmen. Diese Diskrepanz verdeutlicht ein strukturelles Problem: Es fehlt eine gemeinsame Definition davon, was "Qualität" im jeweiligen Unternehmenskontext bedeutet.
Interessanterweise setzen viele Unternehmen ihre Hoffnung auf KI-Technologien, um den Konflikt zwischen Tempo und Qualität zu entschärfen. Die überwältigende Mehrheit der Befragten (99,89 Prozent) bewertet autonomes Testen als nützlich für die Qualitätssicherung. Besonders vielversprechend erscheinen KI-Lösungen für die Steigerung der Entwicklungsgeschwindigkeit (31 Prozent), die Verbesserung der allgemeinen Qualität (26 Prozent) sowie die Analyse von Testergebnissen und die Wartung von Testfällen (je 24 Prozent). Bemerkenswert ist zudem das hohe Vertrauen in KI-basierte Entscheidungsfindung: 87 Prozent der deutschen Befragten trauen künstlicher Intelligenz zu, eigenständig über Software-Releases zu entscheiden.
Kulturwandel statt Technologiehype
Die Studie legt nahe, dass IT-Teams einen kulturellen Wandel vollziehen müssen, um technologische Möglichkeiten optimal zu nutzen. Während 75 Prozent der deutschen IT-Fachleute darauf brennen, monotone Aufgaben an KI-Agenten abzugeben, fehlt es vielerorts noch an klaren Strategien, wie die gewonnene Zeit für qualitätssteigernde Maßnahmen genutzt werden kann. Erfolgreiche Unternehmen dürften vor allem jene sein, die nicht nur in neue Technologien investieren, sondern auch ihre Prozesse und Kommunikationsstrukturen grundlegend überdenken – denn wie die jüngsten prominenten Softwareausfälle gezeigt haben, kann mangelnde Qualitätssicherung katastrophale Folgen für das gesamte Geschäft haben.
Der vollständige 2025 Quality Transformation Report (Registrierung erforderlich) basiert auf einer weltweiten Befragung von 2750 IT-Entscheidern und Fachkräften aus verschiedenen Branchen, darunter öffentlicher Sektor, Energie- und Versorgungswirtschaft, Fertigung und Finanzdienstleistungen.