Windows Server 2019: Erstellen und Verwalten von Snapshots (3)

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Windows Server 2019: Erstellen und Verwalten von Snapshots (3)

20.09.2021 - 00:00
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Snapshots, oder auch Prüfpunkte, sichern VMs vor Konfigurationsänderungen oder dienen als Backup. Im Idealfall lassen sich VMs damit bei Problemen in wenigen Sekunden in den ursprünglichen Zustand zurücksetzen. Produktionsprüfpunkte berücksichtigen bei dieser Art der Sicherung sogar die aktuellen Workloads. Wir zeigen, wie Sie optimal mit Prüfpunkten arbeiten und dabei serverseitige Leistungseinbrüche verhindern. Im dritten und letzten Teil der Workshopserie erklären wir, wie sie Prüfpunkte richtig löschen und was beim Sonderfall Hyper-V-Cluster zu beachten ist.
Prüfpunkte löschen
Das Löschen von Prüfpunkten ist eine wichtige Aufgabe. Dazu stehen im Hyper-V-Manager im Kontextmenü der Prüfpunkte verschiedene Menüpunkte zur Verfügung. Mit "Prüfpunkt löschen" entfernen Sie den Prüfpunkt und die dazugehörigen Daten vom Server und überführen die Daten der AVHD-Dateien in die produktiven virtuellen Festplatten (VHD). Beim Löschen eines Prüfpunkts gehen keine Daten verloren, sondern Änderungen, die Sie seit dem Erstellen des Prüfpunkts in der VM durchgeführt haben, werden in die virtuellen Festplatten des Servers geschrieben. Anschließend werden der Prüfpunkt und seine differenzierende Festplatte gelöscht.

Windows Server 2019 beherrscht diesen Vorgang online. Das heißt, der virtuelle Server kann weiter in Betrieb sein. Hängen von einem Prüfpunkt aber weitere Prüfpunkte ab, weil Sie diese nachträglich erstellt haben, dann bleibt die AVHD-Datei vorhanden, nur die Konfiguration der Systemdateien wird durchgeführt. Und mit "Prüfpunktunterstruktur löschen" entledigen Sie sich des aktuellen Prüfpunkts sowie aller Sicherungen, die Sie nach dem Prüfpunkt erstellt haben und die auf diesen aufbauen. Der Vorgang verläuft ähnlich zu "Prüfpunkt löschen", führt aber alle zusammengehörigen Prüfpunkte zusammen. Durch diesen Vorgang tilgen Sie auch alle untergeordneten Prüfpunkte.

Liegen für eine VM zum Beispiel die drei Prüfpunkte "Prüfpunkt 1", "Prüfpunkt 2" und "Prüfpunkt 3" vor und bauen die drei Prüfpunkte aufeinander auf, können Sie jederzeit zu Prüfpunkt 2 zurück wechseln und die Daten von Prüfpunkt 3 löschen. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Prüfpunkt 2 und wählen "Anwenden" aus dem Menü. Die aktive Markierung "Jetzt" des virtuellen Servers zeigt den Status des virtuellen Servers an. Durch das Anwenden von Prüfpunkt 2 wird das "Jetzt" vor Prüfpunkt 3 geschoben. Sie können Prüfpunkt 3 nun löschen, wenn Sie diesen nicht mehr benötigen. Durch das Löschen wird er nicht mehr mit dem virtuellen Server zusammengeführt, da sich der Status "Jetzt" oberhalb des Prüfpunktes befindet.

Löschen Sie Prüfpunkt 3 aber, ohne dass Sie Prüfpunkt 2 anwenden, werden alle Änderungen aus Prüfpunkt 3 in Prüfpunkt 2 übertragen. Erst dann löscht der Server Prüfpunkt 3. Prüfpunkte können Sie natürlich auch in der PowerShell löschen. Wollen Sie zum Beispiel Snapshots einer bestimmten VM löschen, nutzen Sie den Namen, auf Wunsch auch mit Platzhalter:
Get-VM TestVM | Remove-VMSnapshot –Name Experiment*
Sie können Snapshots aber auch auf Basis der Erstellungszeit löschen. Wollen Sie alle Snapshots entfernen, die älter als 90 Tage sind, nutzen Sie
Get-VMSnapshot -VMName TestVM | Where-Object {$_.CreationTime -lt 
 (Get-Date).AddDays(-90) } | Remove-VMSnapshot


vSonderfall Hyper-V-Cluster
Setzen Sie Hyper-V im Cluster ein, müssen Sie bei der Datensicherung und der Erstellung von Prüfpunkten einige Dinge beachten. Sie sollten es möglichst vermeiden, Prüfpunkte von laufenden virtuellen Maschinen in Clustern zu erzeugen. Setzen Sie nämlich einen solchen Prüfpunkt zurück, setzt dieser nicht nur den Inhalt der virtuellen Festplatten zurück, sondern auch den des Arbeitsspeichers der VM.

Dieser Umstand bereitet vor allem im Zusammenhang mit der Livemigration Probleme. Wenn Sie also Prüfpunkte von VMs in einem Cluster durchführen wollen, fahren Sie die VM sicherheitshalber herunter. Auch wenn Sie einen Prüfpunkt auf eine VM anwenden wollen, sollten Sie die Maschine dazu kurz außer Betrieb nehmen.

Bei Domänencontrollern sichern Prüfpunkte auch die Active-Directory-Datenbank. Setzen Sie auf einem Domänencontroller einen Prüfpunkt zurück, kann es zu Inkonsistenzen der AD-Datenbank kommen, die auch die anderen Domänencontroller beeinflusst. Das liegt daran, dass im Active Directory alle Objekte eine bestimmte Nummer besitzen, die Update Sequence Number (USN). Jeder Domänencontroller hat eine eigene Liste dieser USNs und befindet sich auch selbst in dieser Liste. Setzen Sie einen Prüfpunkt zurück, ändern sich die USNs zahlreicher Objekte, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Inkonsistenzen führt. In jedem Fall aber trennen die anderen Domänencontroller den wiederhergestellten Domänencontroller vom Netzwerk, um das Problem zu beheben.

Vermeiden Sie daher möglichst Prüfpunkte auf DCs, wenn Sie mit Standardprüfpunkten arbeiten. Bei den neuen Produktionsprüfpunkten wird auch die Active-Directory-Datenbank erfasst. Zwar hat Microsoft das Problem seit Windows Server 2012 R2 mit der GenerationID und mit Windows Server 2016 und 2019 durch die Produktionsprüfpunkte besser im Griff, aber generell ist das Sichern von Servern, die eine Datenbank bereitstellen, über Prüfpunkte nicht uneingeschränkt empfehlenswert, zumindest wenn es sich vermeiden lässt. Das gleiche gilt übrigens für alle Server, die eine Datenbank nutzen, auch Exchange und SQL. Sie sollten solche Datenbanken niemals über Prüfpunkte zurücksetzen, und wenn dann nur, wenn Sie Produktionsprüfpunkte einsetzen.

In Hyper-V haben Sie weiterhin die Möglichkeit, einem Gastsystem eine differenzierende virtuelle Festplatte zuzuweisen. Dazu bauen die Festplatten auf eine übergeordnete Festplatte mit einer Windows-Installation auf und speichern die Daten auf einer eigenen Festplatte. Für DCs ist das nicht empfohlen, da sich solche Festplatten zu leicht wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen lassen. Hier gibt es das gleiche Problem wie auch mit den Prüfpunkten.

Fazit
Prüfpunkte sind ein wichtiges Hilfsmittel in Hyper-V-Umgebungen. Allerdings sollten Sie diese Funktion mit Bedacht einsetzen und nur so viele Prüfpunkte vorhalten, wie notwendig. Prüfpunkte beeinträchtigen die Leistung von VMs und sollten nur dann Verwendung finden, wenn auch die Konfiguration der VM angepasst wird. Setzen Sie mehrere Snapshots ein, kann es schnell passieren, dass der Status eines Servers oder dessen Daten verloren gehen. Es ist wichtig zu verstehen, wie Hyper-V bei Snapshots generell vorgeht und welche Daten gelöscht werden oder erhalten bleiben. Mit den neuen Produktionsprüfpunkten optimiert Microsoft zwar die generelle Vorgehensweise in Hyper-V, die grundsätzliche Struktur der Snapshots bleibt aber beim Alten.

Im ersten Teil des Workshops des Workshops haben wir uns angeschaut, wie Sie Workloads erfolgreich snapshotten und Produktionsprüfpunkte konfigurieren. In der zweiten Folge gingen wir darauf ein, wie Sie Leistungseinbrüche durch zu viele Snapshots vermeiden und Prüfpunkte in Hyper-V erstellen und verwalten.


jp/ln/Thomas Joos

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