Einkaufsführer Clientmanagement (2)

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Einkaufsführer Clientmanagement (2)

17.01.2022 - 00:00
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Die Auswahl einer langfristig genutzten Clientmanagement-Suite sollte strukturiert den individuellen Bedarf abdecken sowie Anbieter und Produkte in diesem Licht bewerten. Dieser Beitrag liefert zur Auswahl einer Clientmanagement-Software einen weitgefächerten Kriterienkatalog. Sie können die einzelnen Kriterien individuell gewichten, um Ihren spezifischen Anforderungen Rechnung zu tragen. In der zweiten Folge widmen wir uns den Punkten Produktnutzung, Funkionen und Kosten.
Nutzung des Produkts
Jede Software ist nur so gut wie ihre Nutzbarkeit. Die Akzeptanz und damit Wirkung im Unternehmen hängt davon ab, ob das Produkt einfach zu bedienen ist und die benötigten Funktionen anbietet. Die Suite sollte zum Beispiel alle benötigten Module zusammengefasst in einer einheitlichen, modernen und intuitiv nutzbaren Benutzeroberfläche anbieten. Da viele Mitarbeiter in Ihrer IT-Organisation die Clientmanagement-Suite verwenden werden, muss die Oberfläche zudem einfach anpassbar sein. Die Software soll die Funktionen nicht nur in der GUI integrieren, sondern auch eine arbeitsbereichsübergreifende Verknüpfung und Nutzung der Daten bieten. Effizienz entsteht durch die prozessorientierte Integration der Daten. So sollte beispielsweise die Möglichkeit bestehen, Tickets mit Clients oder Assets zu verknüpfen, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen.

Die Automatisierung von Aufgaben sorgt für bessere Leistung, entlastet Ihr Team und gewährleistet gleichbleibend hohe Qualität. Deshalb ist das einfache Erstellen und Ausführen von automatisierten Skripten notwendig. Wie gut unterstützt die Software die Organisation Ihrer Arbeit? Beispielsweise ist die Arbeitsteilung innerhalb Ihrer IT-Abteilungen durch Multiuser hilfreich oder die Option, sehr viele Aufgaben mit den Client-Commands zu realisieren. In diesen Bereich gehört auch die Unterstützung des Active-Directory-Logins, das die zentrale Verwaltung der Benutzerkonten im vorhandenen Verzeichnisdienst erlaubt und so eine doppelte Accountpflege vermeidet.

Bietet das Angebot umfassende Reporting- und Auswertungsmöglichkeiten? Die Clientmanagement-Suite sammelt und verknüpft viele interessante Daten über Ihre Infrastruktur, Assets und Issues. Die Auswertung dieser Daten mittels Reporting ist nicht nur für das Compliance- und Risikomanagement hilfreich, sondern bietet auch die Grundlage für den Prozess zur kontinuierlichen Verbesserung (KVP) im Sinn eines modernen IT-Managements. Ein weiterer Punkt bei der Auswahl ist der Pflegeaufwand des Produkts. Wie einfach lässt sich dieses aktuell halten? Was für das Betriebssystem und die auf den Unternehmensrechnern installierten Anwendungen gilt, zählt natürlich auch für die Clientmanagement-Suite selbst.

Funktionen und technische Qualität
Bei der Bewertung des Funktionsumfangs und der technischen Qualität eines Clientmanagement-Systems gibt es einige Aspekte, die für den IT-Verantwortlichen wichtig sind. Die Heterogenität Ihrer Infrastruktur nimmt in Zukunft eher zu als ab. Daher sollte Ihre Suite eine große Bandbreite an unterschiedlichen Betriebssystemen mit vollständiger Kompatibilität für die Endpoints unterstützen. Scanner und Skripte sollten nicht nur für Windows, sondern auch Linux und macOS im Angebot enthalten sein.

Auch die schnelle Datenversorgung über verschiedene Methoden spielt eine wichtige Rolle. Sie möchten möglichst schnell und regelmäßig Ihre Daten auf dem aktuellen Stand halten. Dazu sollte die Software unterschiedliche Methoden bereitstellen, um Daten über die Clients zu erhalten. Zu den wünschenswerten Methoden gehören das Scannen der Clients als aktiver Service, per OSC, WMI- und AD-Scanner. Die Managementsuite sollte nach kürzester Einsatzzeit eine nahezu vollständige Auflistung aller Rechner im Unternehmen bereitstellen. Um auch entfernte Standorte bandbreitenschonend versorgen zu können, ist zudem Unterstützung für Distributed File Repository (DFR) von Vorteil.

Weitere wichtige Funktionen der Clientmanagement-Suite sind unter anderem:

  • Ein integrierter Network Boot Service (NBS), der als Komponente passiv ausgelegt ist und sich damit eingriffsfrei in vorhandene Netzwerkstrukturen einbetten lässt.
  • Das Durchführen von Unattended-Installationen wie auch Image-based-Installationen per Network Boot (PXE), um zu vermeiden, dass der Administrator vor Ort den Rechner per USB-Stick oder CD in das Rollout booten muss.
  • Die Möglichkeit, die gesamte Bandbreite der Infrastruktur abzudecken. Neben dem Update von Clients und Servern gehört dazu auch die Unterstützung von IPv6.
  • Eine verschlüsselte Datenübertragung für Clients – insbesondere solche, die über das Internet angebunden sind – ist für die Sicherheit Ihrer Infrastruktur von hoher Priorität.
  • Die von Microsoft mitgelieferten Installationsdaten sollten ausreichen, um ein Windows-Betriebssystem auszurollen. Manche Angebote erfordern weitere Komponenten wie beispielsweise Linux, was unnötige Probleme beim Finden von Treibern oder der Unterstützung von Secure Boot erzeugt.
  • Eine einfach zu nutzende und automatische Treiberverwaltung für das OS-Deployment. Im Idealfall erkennt der Treiberscan die erforderlichen Komponenten und installiert alles automatisch. Manche Produkte erfordern die Nutzung von Vendor- und Device-IDs und erzeugen damit erheblichen Aufwand.
Kosten und Nutzen
Neben der Reduzierung der Komplexität und Steigerung der Qualität ist die Minderung von Aufwänden und Kosten eine wesentliche Motivation für die Einführung von softwaregestütztem Clientmanagement. Achten Sie insbesondere darauf, welche Möglichkeiten das Angebot bietet, um Zeit und Aufwand einzusparen. Ziel muss es sein, im täglichen Betrieb mit weniger Personalaufwand für das Clientmanagement auszukommen, um Freiräume für andere wichtige Aufgaben zu schaffen.

Die vollständige Automatisierung von Routinetätigkeiten hat den größten Effekt mit Blick auf die angestrebte Aufwand- und Zeitreduktion. Mit einer Kombination aus dynamischen Containern und Client-Commands lassen sich hier die größten Vorteile erzielen. In Containern werden dabei Clients aufgrund von Eigenschaften und einem entsprechenden Handlungsbedarf zusammengefasst. Client-Commands sind individuelle Skripte, die Tätigkeiten zusammenfassen und automatisieren. Eine gute Clientmanagement-Suite kann so Probleme aktiv erkennen und beheben, bevor der Nutzer sie überhaupt bemerkt (zum Beispiel beim Löschen temporärer Dateien bei Kapazitätsengpässen oder beim Bereinigen von ungewollten Installationen wie Google Toolbar). Lässt sich das Problem nicht im Hintergrund automatisiert lösen, erzeugt die Software automatisch ein passendes Helpdesk-Ticket.

Weiterhin schafft eine gute Clientmanagement-Suite Transparenz und Übersicht über die eingesetzten und benötigten Softwarelizenzen. So lassen sich nicht nur Doppellizenzierungen und unnötige Lizenzen vermeiden, sondern auch Mengenrabatte ermöglichen. Ein leistungsstarker Softwarekatalog, auf den die Management-Suite zurückgreift, ist hier die optimale Ergänzung, um größtmögliche Einsparungen im großen Feld des Lizenzmanagements zu erzielen.

Ihre Clientmanagement-Suite wächst mit Ihren Anforderungen. Deshalb sollte das Preismodell einfach, fair und transparent sein. Achten Sie besonders auf kostenpflichtige Zusatzfunktionen, die Sie zukünftig buchen möchten, die dann aber zusätzliche Budgets erfordern. Der Hersteller sollte Sie bei Ihren Überlegungen zum Return of Investment (ROI) unterstützen. Achten Sie besonders darauf, dass die Angaben des Anbieters plausibel, fundiert und realistisch sind. Manche Produkte sind so kompliziert, dass für die intensive Nutzung beständig externe Experten für die Konfiguration beziehungsweise Anpassungen erforderlich sind. Diese versteckten laufenden Kosten durch externe Dienstleistungen können die Wirtschaftlichkeit erheblich schmälern.

Fazit
In fünf Gruppen haben wir verschiedene Kriterien beschrieben und zusammengefasst, um Sie bei der Auswahl einer geeigneten Clientmanagement-Suite zu unterstützen. Mit der Checkliste [1] erhalten Sie eine Vorlage für die Bewertung einzelner Angebote nach diesem Kriterienkatalog. Sie können die Spalte "Individuelle Gewichtung" verwenden, um die Wichtigkeit der Einzelkriterien für Ihr Unternehmen festzulegen. Aus der Multiplikation der Gewichtung mit der Bewertung ergibt sich dann das Ergebnis.

Im ersten Teil des Workshops gehen wir auf die Kriterien Hersteller- und Servicequalität sowie Einführungsaufwand ein, während sich die zweiten Folge den Punkten Produktnutzung, Funkionen und Kosten widmet.


jm/ln/Alexander Stühl

[1] www.it-administrator.de/downloads/Checkliste_Einkaufsführer_Clientmanagement.pdf

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