Code kaputt

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Code kaputt

01.04.2022 - 00:00
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Eins vorweg: "Code kaputt" ist kein wissenschaftliches Werk über die Folgen der Digitalisierung. Vielmehr berichtet Anna Wiener ganz subjektiv aus der Phase ihres Lebens, die sie von 2013 bis 2018 als Beschäftigte der Tech-Branche nach San Francisco geführt hat. Dabei ist ein kritisches Buch herausgekommen, das das Silicon Valley oft anhand von Gegensätzen beschreibt: Teamgeist auf der einen, Ausbeutung auf der anderen Seite.

Disruption versus Geschäftemacherei, ständige Innovation versus dem Verkaufen von Dingen, die niemand braucht. Vor allem aber geht es ihr um den Kontrast von Mächtigen und Machtlosen und einen Club junger, fast immer männlicher Start-up-CEOs, die von der Vision beseelt sind, die Welt zu verändern – einfach weil sie es können. Wiener arbeitete zunächst bei einem Datenanalyse-Start-up und landete dann bei GitHub im Customer Support. Allen Arbeitgebern gemein ist ein Klima der Ausbeutung: Die jungen Teams beseelt der Gedanke, etwas Neues zu schaffen, was aber oft nur mit 80-Stunden-Wochen zu bewerkstelligen ist.

Neben dieser Kapitalismuskritik hadert die Autorin auch damit, dass es in der IT oft nur darum geht, Systeme zu erschaffen und am Laufen zu halten, dabei aber kein übergeordnetes Ziel existiert. Die einzelnen Kapitel springen thematisch recht schnell: Während es einmal um politische Grundströmungen gutverdienender Techies geht, behandelt Wiener ein paar Seiten weiter die Folgen von Wohnungsnot und Gentrifizierung in der Bay Area. Das Buch endet mit dem Sieg Trumps bei den US-Wahlen und dem Aufkauf von GitHub durch Microsoft – letztendlich Auslöser für die Autorin, ihr Schaffen in der Tech-Branche zu beenden und dank üppiger Aktienoptionen einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Fazit: Die geschilderten Widersprüchlichkeiten machen das Buch nicht schlechter. Es ist gerade die Stärke von Wiener, kaum zu werten, sondern abzuwägen und zu erkennen, dass die wahren Ausgebeuteten nicht in den IT-Start-ups zu suchen sind. Wenn es eine Moral der Geschichte gibt, dann dass Technologie kein reiner Selbstzweck sein und allein nicht alle Probleme dieser Welt lösen kann.

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