openSUSE modernisiert sich
Mit openSUSE Leap 16.0 hat das Entwicklerteam eine neue Version der traditionsreichen Linux-Distribution vorgestellt – und dabei einige zentrale Änderungen vorgenommen. Neben einem komplett überarbeiteten, webbasierten Installer gibt es neue Sicherheitsmechanismen, aber auch den Abschied von bekannten Werkzeugen wie YaST.
Die Linux-Distribution openSUSE feiert in diesem Jahr rund 30 Jahre Bestehen und bleibt mit mehreren Entwicklungszweigen – darunter Tumbleweed, MicroOS und Leap – eine feste Größe in der Open-Source-Welt. Anfang Oktober hat das Projekt die Version 16.0 des Leap-Zweigs veröffentlicht. Der Release bringt einen neuen webbasierten System-Installer, behebt den sogenannten Year-2038-Bug und verspricht Support bis 2032 für alle 16.x-Versionen. Gleichzeitig ersetzt Leap 16.0 das bisherige AppArmor-Standardmodell durch SELinux, während AppArmor optional weiterhin verfügbar bleibt.
Abschied von YaST
Mit dem neuen Installer verabschiedet sich openSUSE von dem seit Jahren bewährten YaST-Systemwerkzeug. Die Installation erfolgt nun über eine lokale Weboberfläche im Browser, die grafisch modern, aber nicht unumstritten ist. Testern zufolge wirkt das Interface überladen und weniger intuitiv als das bisherige YaST-Setup. Während der Installationsprozess stabil abläuft, wird insbesondere die unübersichtliche Speicherverwaltung kritisiert. Auch ein Abbruch der Installation ist offenbar nur über die Kommandozeile möglich.
Sparsamer Betrieb
Nach der Einrichtung präsentiert sich Leap 16.0 mit der KDE-Plasma-Oberfläche in Version 6.4 und einer standardmäßigen SELinux-Konfiguration. Das System läuft stabil und soll sich in Tests sowohl in virtuellen Umgebungen als auch auf echter Hardware ressourcenschonend zeigen. Auf 6,5 GByte Installationsgröße komme demnach ein Arbeitsspeicherverbrauch von rund 1 GByte im Leerlauf. Neu ist zudem die parallele Paketinstallation über den Zypper-Paketmanager, die Updates beschleunigen soll. Allerdings fehlen einige Codecs, wodurch der VLC-Player standardmäßig keine gängigen Videoformate abspielt.
Weniger Wartung, bessere Remote-Administration
Mit dem Rückzug von YaST, der eingeschränkten Multimedia-Unterstützung und der stärkeren Anlehnung an Enterprise-Werkzeuge wie Cockpit entfernt sich openSUSE Leap 16.0 von einigen seiner bisherigen Alleinstellungsmerkmale. Die Entwickler verweisen auf den geringeren Wartungsaufwand und verbesserte Möglichkeiten für Remote-Administration. Kritiker sehen hingegen den Verlust eines wichtigen Identitätsmerkmals. Unterm Strich bleibt openSUSE Leap 16.0 ein stabiles und vielseitiges System, das sich technisch an modernen Enterprise-Distributionen orientiert – dabei aber an Individualität einbüßt.