Zwischen Ops, DevOps und NoOps

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Zwischen Ops, DevOps und NoOps

06.12.2017 - 14:00
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Von DevOps zu NoOps – der Schritt scheint nahezuliegen. Wozu braucht ein agiler Entwickler noch IT-Operations? Der App-Betrieb ließe sich doch einfach in die Cloud schieben und die Verantwortung einem Provider übertragen. Doch dieser Ansatz geht an der Realität der meisten Unternehmen vorbei: Sie haben umfassende On-Premise-Systeme, die oft gut ausgelastet sind. Und ein IT-Operations-Team, das immer komplexere Umgebungen mit oft veralteten Tools und Prozessen verwalten muss. Unser Plädoyer erklärt, warum die klassische IT noch lange nicht ausgedient hat.
Wenn es um Agilität geht, stehen die Developer im Scheinwerferlicht. Statt turnusgemäßer und eher seltener Updates liefern sie heute eine Myriade an Neuerungen, die kontinuierlich live gehen und kleine oder größere Kundenwünsche in Rekordzeit umsetzen. In Zeiten, in denen Kundenbindung ganz oben auf der Wunschliste der Chefetage steht, ist das ein Idealzustand. Aber was eigentlich können (und wollen) Entwickler? Immer häufiger kommt das Schlagwort NoOps auf – als weitergedachte DevOps oder als radikal neues Konzept. Der Grundgedanke: In Zeiten der Cloud kann man einem Provider getrost das Management der Rechenkapazität und des Speichers überlassen und braucht keinen Inhouse-IT-Betrieb mehr. Für die Applikationen, die immer automatisierter den Kunden bedienen, sind die Entwickler zuständig – mehr braucht man nicht. Aber ist das wirklich so?

Der langsame Tod der Operations?
DevOps heißt ursprünglich die intensivere Zusammenarbeit von Development und Operations – mit dem Ziel, die Agilität der gesamten IT zu erhöhen. Operations kann dabei viel sein, wird aber in erster Linie gedacht als das Management von Releases und der entsprechenden Konfigurationen. Viel seltener umfasst der Begriff auch den Lights-on-Betrieb des Rechenzentrums oder dessen strukturellen Aufbau.

DevOps bedeutet aber auch den Einsatz von Automatisierungstechnologien für die Umsetzung, das Set-Up der Umgebung, für Konfiguration, Monitoring und Testing – und fällt damit wirklich in den Bereich des IT-Betriebs, dessen Aufgabe das Releasing und die Wartung der Applikationen ist. Operations wurde gemessen an Up-Time, Stabilität und Sicherheit der Systeme. Setzt man DevOps um, wird ein Teil dieser Aufgaben auf die Developer übertragen: Sie sind jetzt dafür verantwortlich, dass die Applikationen – also die Anwendungen, die für die User wichtig sind – laufen.

Was aber würden die Admins tun, die den Betrieb am Laufen hielten, während die Entwickler zur IT-Feuerwehr werden und für Stabilität, Skalierbarkeit und Security sorgen? Wer braucht sie noch, wenn Infrastruktur zum Code wird? Wenn das Rechenzentrum in der Cloud läuft und der Provider für die Organisation von Containern und virtuellen Maschinen sorgt? Steht IT Operations vor einem langsamen, aber sicheren Tod?

NoOps – ein Leben ohne IT-Administratoren
NoOps bezeichnet einen Zustand, in dem die IT-Abteilung einen so hohen Automatisierungsgrad erreicht hat, dass kein menschliches Eingreifen mehr notwendig ist. Unternehmen können so Personal einsparen, das Risiko menschlicher Fehler verringern und Prozesse beschleunigen. Tatsächlich gibt es einige wenige Unternehmen, die ein NoOps- beziehungsweise Cloud-only-Modell bereits umgesetzt haben. Sie haben vieles automatisiert: die Bereitstellung und das Management der Infrastruktur, teilweise sogar die Verwaltung des Codes. Die Aufgaben der Developer sind dort um ein Vielfaches umfassender – unterstützt werden sie von Tools für Monitoring, Feedback, Root-Cause-Analysen und die Fehlerbehebung.

Aus der Perspektive eines IT-Administrators kann diese Verschiebung der Aufgaben sehr beängstigend sein. Doch auch wenn NoOps auf den ersten Blick scheinbar unschlagbare Argumente liefert, birgt das Konzept eine ganze Reihe nicht zu unterschätzender Nachteile. Technologisch gesehen ist der zentrale Nachteil von NoOps, dass es sich nur unter spezifischen Bedingungen verwirklichen lässt. Nicht alle Technologien innerhalb eines Unternehmens sind mit denen, die für NoOps nötig wären, kompatibel.

Was ebenso wenig außer Acht gelassen werden darf: Mitarbeiter im Bereich Operations haben wertvolles Wissen. Sie haben meist ihr gesamtes Berufsleben damit verbracht, zu lernen, wie IT-Systeme funktionieren und wie sie Probleme frühzeitig erkennen – sie wissen, wie skalierbare, stabile und sichere Systeme aufgebaut sind und benötigen weniger Zeit als Entwickler, um Infrastrukturen zu verstehen. Egal, ob die Infrastruktur manuell oder im Code installiert ist, sind Personen, die das System verstehen, unabdingbar. Natürlich bleibt auch der IT-Betrieb von der Entwicklung hin zur Aufgabenübernahme durch Maschinen nicht unberührt. Verschwinden wird der Bereich Operations dadurch aber nicht – verändern wird sich lediglich seine Rolle im Unternehmen.

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Georg Lauer, Senior Principal Business Technology Architect bei CA Technologies

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