Einführung in das Monitoring mit Nagios (2)

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Einführung in das Monitoring mit Nagios (2)

12.02.2018 - 00:00
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Wer sich mit der Überwachung der IT beschäftigt, kommt an Nagios nicht vorbei. Als eines der erfolgreichsten Open-Source-Projekte überhaupt, bietet der Platzhirsch kostenfreies IT-Monitoring auf dem Niveau der besten kommerziellen Werkzeuge und ein umfangreiches Ökosystem an Erweiterungen und Zusatztools. Gleichzeitig aber schreckt Nagios viele Administratoren durch seinen hohen Konfigurationsaufwand ab. Dieser Beitrag wirft einen ersten Blick hinter die Kulissen des prominenten Monitoring-Tools. Im zweiten Teil sehen wir uns an, wie Sie Nagios im Zusammenspiel mit der Open Monitoring Distribution nutzen und wie Sie Erweiterung einfach selbst implementieren.
Monitoring mit OMD
Mit der auf Open Source basierenden Open Monitoring Distribution lassen sich IT-Systeme ohne großen Aufwand an verteilten Standorten einfach und individuell überwachen. OMD liefert in einem einzigen Softwarepaket alle Komponenten, die für ein komplexes Monitoring notwendig sind. Dazu gehören die Monitoring-Systeme Nagios, Icinga und Shinken sowie zahlreiche Add-ons und Plug-ins etwa für das Datenbank-, SAP- und Netzwerk-Monitoring. Die Installation des gesamten Pakets dauert nur wenige Minuten.

Das Site-Konzept von OMD erlaubt es dabei, die Lösung ressourcenschonend einzusetzen: So ist es beispielsweise möglich, mehrere Instanzen von Nagios in unterschiedlichen OMD-Versionen auf einem Server zu betreiben. Das spart Administrationszeit und nutzt die vorhandene Hardware optimal aus. Jede Site arbeitet bei diesem Konzept wie ein separater Server, der sich aber zentral administrieren lässt. Auch Updates sind so bequem und schnell möglich. Der Administrator bestimmt, welche Site auf welche Version aktualisiert werden soll. Damit gelingt eine saubere Trennung der Komponenten auf einem Server.

Die Konfiguration des Monitoring-Systems nimmt – je nach individuellen Anforderungen – mehr Zeit in Anspruch als die Installation. Sie hängt etwa von der Anzahl und Komplexität der zu überwachenden Systeme ab. Je vernetzter und granularer die Systeme und deren Überwachung, desto aufwändiger ist dann auch die Konfiguration.

Einige Add-ons erleichtern Konfiguration und Überwachung. So ermöglicht beispielsweise das Nagios-Add-on "Mod-Gearman" die verteilte Ausführung von Checks und Eventhandlern. Diese werden nicht mehr klassisch von Nagios selbst, sondern als "Jobs" von so genannten "Workern" ausgeführt. Diese Worker sorgen für eine bessere Lastverteilung. Die im kommerziellen Bereich als "Probes" bezeichneten Komponenten/Dienste sind bei Nagios und OMD frei verfügbar. Im kommerziellen Bereich müssen sie dagegen teuer lizensiert oder sogar als Hardware-Appliances eingekauft werden.


Mit OMD lassen sich grundsätzlich alle Komponenten und Prozesse innerhalb einer IT-Landschaft überwachen: von Software über Hardware bis hin zum Zusammenspiel von Anwendungen, Netzwerken, Verfügbarkeiten und vieles mehr. Darüber hinaus ist die Überwachung der Betriebssysteme oder sogar einzelner Workflows möglich. Beim Datenbank-Monitoring bietet OMD durch die enthaltene Plug-in-Familie "check_X_health" eine Fülle an Optionen. Sie umfasst Plug-ins für MySQL, Oracle, MSSQL und DB2 mit jeweils einer großen Anzahl an vordefinierten technischen Checks. Die Plug-ins besitzen außerdem eine intelligente Funktion zum Nachladen selbstgeschriebener Module, mit denen Sie auch komplexe SQL-Statements auswerten können.

Um generelle Schwachstellen aufzudecken, können Sie mit OMD auch statistische Reports erzeugen. Diese sind entweder online einsehbar oder Sie werden Ihnen periodisch als PDF zugestellt. Sie geben Aufschluss darüber, wie oft etwa einzelne IT-Komponenten ausfallen und wie lang eine Wiederherstellung der Business Continuity dauert. Mit ihnen lässt sich auch die Performance von einzelnen Prozessen messen und beurteilen.

Treten zum Beispiel Unterbrechungen in einzelnen Systemen oder Prozessen gehäuft auf, können Sie gezielt Ursachenforschung betreiben und korrigierende Maßnahmen einleiten, etwa den Austausch von Hardware oder die Neuinstallation von Software. Auch lassen sich durch eine statistische Betrachtung Inkompatibilitäten zwischen einzelnen Systemen besser aufdecken. Insgesamt tragen diese Auswertungen zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Systeme und ihres Zusammenspiels bei.

Erweiterung einfach selbst implementieren
Nagios ist als kostenfreies Monitoring-System so flexibel konfigurierbar, dass die meisten Anforderungen out-of-the-box umsetzbar sind. Fehlende Funktionalität implementieren Sie mit wenig Aufwand dank der offenen Schnittstellen schnell und einfach selbst. Für viele Sonderwünsche gibt es bereits existierende Add-ons, die Sie sich herunterladen können. Das Budget, das ansonsten in Form von Lizenzgebühren verbraucht würde, investieren Sie besser in eigene Erweiterungen. Sicherlich bietet ein Enterprise Manager oder vergleichbare Kauftools einem Datenbankadministrator die Möglichkeit, seine Datenbanken zusätzlich auch bedienen zu können. Gleiches gilt für SAP, HP Insight Manager und weitere herstellerspezifische Monitoring-Lösungen. Es empfiehlt sich aber, diese Programme ausschließlich als Management-Tools für die jeweiligen Spezialisten zu nutzen und die jeweilige Monitoring-Komponente an Nagios abzugeben oder zumindest zu koppeln. Auf diese Weise erhalten Sie ein System (Stichwortwort: Umbrella-Monitoring), durch das sämtliche Alarmierungen laufen und das einen einheitlichen Blick auf alle IT-Objekte eines Unternehmens bietet.

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jp/ln/Gerhard Laußer und Michael Kraus

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