Cybersicherheit im Gesundheitswesen: Mehr Prävention nötig

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Cybersicherheit im Gesundheitswesen: Mehr Prävention nötig

09.10.2020 - 12:40
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Ein kürzlich verübter Ransomware-Angriff, der maßgeblich zum Tod einer Frau im Krankenhaus beigetragen haben soll, hat die Bedeutung der Cybersicherheit im Gesundheitswesen dramatisch ins Blickfeld gerückt. Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes analysieren im Folgenden die Cybersicherheitslage bei Gesundheitseinrichtungen und geben konkrete Ratschläge für mehr Sicherheit in diesem speziellen Bereich.
Vor einigen Wochen wurde das Uniklinikum der Universität Düsseldorf Opfer eines Ransomware-Angriffs. Das Krankenhaus sah sich deshalb gezwungen, keine neuen Patienten aufzunehmen, bis die Situation geklärt war und der normale Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Wegen des Aufnahmestopps musste eine Frau, die dringend Hilfe benötigte, in ein deutlich weiter entferntes Krankenhaus in Wuppertal gefahren werden. Sie verstarb bei der Ankunft dort. Die zusätzlichen 30 Minuten erwiesen sich als tödlich.

Basis der Lösegeldforderung war Malware aus der Familie DoppelPaymer. Wie die Sicherheitsforscher analysierten, war sie unter Ausnutzung der CVE-2019-19781-Schwachstelle in Citrix-VPNs in der Organisation platziert worden. Wie sich herausstellte, war das Ziel der Cyberkriminellen nicht einmal das Krankenhaus selbst, sondern die Universität Düsseldorf, zu der das Krankenhaus gehört. Als die Angreifer erfuhren, dass auch das Krankenhaus zum Opfer gefallen war, übergaben sie den Entschlüsselungscode kostenlos. Trotz dieses Schlüssels dauerte es mehr als zwei Wochen, bis das Krankenhaus einen solchen Grad der Funktionsfähigkeit erreicht hatte, der es ihm erlaubte, wieder neue Patienten aufzunehmen.

Dies ist nicht nur deshalb tragisch, weil das Leben der Frau möglicherweise hätte gerettet werden können, wenn das Universitätskrankenhaus in Betrieb gewesen wäre, sondern auch, weil es einmal mehr zeigt, wie es einem der wichtigsten Teile unserer öffentlichen Infrastruktur an einer angemessenen Verteidigung gegen weit verbreitete Bedrohungen wie Ransomware-Angriffe fehlt.

Wo liegen die Sicherheitsrisiken im Gesundheitswesen?

Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes [1] haben mehrere Sicherheitsrisiken identifiziert, die das Gesundheitswesen und insbesondere Krankenhäuser anfälliger für Cyber-Bedrohungen machen als viele andere Branchen.

  • Internet of Things (IoT): Viele medizinische Geräte, die den Patienten untersuchen und überwachen, sind mit dem Internet verbunden. Diese Gruppe von IoT-Geräten bringt eine Reihe von Sicherheitsrisiken mit sich, insbesondere wenn es um persönlich identifizierbare Informationen (PII) geht. So läuft beispielsweise eine Vielzahl der Geräte auf unterschiedlichen Betriebssystemen und benötigt spezifische Sicherheitseinstellungen, um sie erfolgreich von der Außenwelt abzuschirmen.
  • Altsysteme: Medizinische Systeme kommen von verschiedenen Anbietern, und in jedem Krankenhaus finden sich viele unterschiedliche Typen. Jedes hat sein eigenes Ziel, sein eigenes Benutzerhandbuch und sein eigenes Aktualisierungssystem. Für viele Altsysteme gilt die verheerende Faustregel, das nichts umgestellt wird, solange es funktioniert. Das bedeutet, dass Software keine Patches oder Updates mehr erhält, selbst wenn es bekannte Probleme gibt. Die Angst vor einem Systemausfall wiegt schwerer als die Dringlichkeit, die neuesten Patches zu installieren. Und genau das ist ein Fehler.
  • Mangel an angemessenen Backups: Auch wenn ein Problem gelöst ist, dauert es viel zu lange, bis ein angegriffenes Ziel wieder einsatzbereit ist. Gesundheitseinrichtungen verfügen häufig nicht über einen Sicherungsplan und vielleicht sogar Sicherungsgeräte und Server für die wichtigsten Funktionen, um diese im Katastrophenfall am Laufen halten zu können.
  • Zusätzliche Stressfaktoren: Herausforderungen wie die COVID-19-Pandemie, Brände oder andere Naturkatastrophen lassen Gesundheitseinrichtungen wenig Zeit für Sicherheitsmaßnahmen und die Notwendigkeit von Aktualisierungen, Backups oder allgemeinen Überlegungen zur Cybersicherheit in den Hintergrund drängen. Faktoren wie diese werden oft wichtiger und dringlicher eingestuft als Cybersicherheitsmaßnahmen.
Es ist sicherlich schwierig, im Gesundheitssystem Prioritäten zu diskutieren. Pflegepersonal und Ärzte priorisieren jeden Tag, und zwar selbstverständlich zugunsten der dringendsten und wichtigsten Patientenbedürfnisse. Doch auch in der IT-Administration muss priorisiert werden. Gesundheitseinrichtungen sollten festlegen, welche Systeme sofortige Aufmerksamkeit erfordern und welche im Ernstfall weniger wichtig sind.

Ransomware-Angriffe bringen erhebliche Kosten mit sich

Ransomware-Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen sind ein weltweites Problem. In den USA waren vor kurzem die UHS-Krankenhäuser von Ryuk-Lösegeldforderungen betroffen. Dabei darf nicht vergessen werden, welche enormen Kosten ein Ransomware-Angriffs verursachen kann. Man neigt dazu, nur den tatsächlich geforderten Lösegeldbetrag zu betrachten, doch die zusätzlichen anfallenden Kosten sind oft viel höher. Es braucht viele Arbeitsstunden, um alle betroffenen Systeme in einer Organisation wiederherzustellen und zu einem voll funktionsfähigen Zustand zurückzukehren.

In einer Organisation, die entsprechend vorbereitet ist, wird die Zeit zur Wiederherstellung geringer sein. Eine wichtige Aufgabe ist es, nach einem Angriff herauszufinden, wie er passiert ist und wie die entsprechende Sicherheitslücke behoben werden kann. Außerdem ist eine gründliche Untersuchung erforderlich, um zu prüfen, ob der Angreifer Hintertüren für weitere Cyberangriffe hinterlassen hat.

Ein Notfallplan ist elementar

Einen vollkommende Cybersicherheit wird es auch im Gesundheitsbereich nicht geben. Es geht darum, vorausschauend zu denken und entsprechende Pläne für den Umgang mit einem Sicherheitsproblem vorzubereiten. Ganz gleich, ob es sich um einen Sicherheitsverletzung oder einen Cyberangriff handelt, der wichtige Teile der Sicherheitseinrichtungen lahmlegt: nötig ist ein Plan. Wenn allen beteiligten Akteuren bekannt ist, was zu tun ist und in welcher Reihenfolge, kann viel Zeit bei der Notfallwiederherstellung eingespart werden.

Die Malwarebytes-Sicherheitsforscher empfehlen folgende (präventive) Maßnahmen, um Sicherheitseinrichtungen besser zu schützen:

  • Wiederherstellungspläne für verschiedene Szenarien wie Datenschutzverletzungen, Ransomeware-Angriffe etc. vorbereiten
  • Datei-Backups, die auf dem aktuellsten Stand und leicht zu implementieren sind, sollten jederzeit zur Hand sein.
  • Backup-Systeme einrichten, die schnell übernehmen können, wenn kritische Systeme lahmgelegt werden.
  • Präventive Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen einführen, z.B. Schulungen für die Mitarbeiter, um sie mit den konkreten Schritten der Notfallpläne vertraut zu machen.


dr

[1] https://de.malwarebytes.com/

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