Das ABC des virtuellen Rechenzentrums

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Das ABC des virtuellen Rechenzentrums

07.07.2021 - 14:00
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Obwohl die Virtualisierung in und von Rechenzentren mittlerweile Standard-IT-Technik ist, sind nichtsdestotrotz die Begrifflichkeiten für Nutzer zum Teil missverständlich. Was sind Virtual Private Server und wie unterscheiden sich diese wiederum von Virtual Dedicated Servern? Und um was genau handelt es sich bei Virtual Locations? In unserem Fachartikel erfahren Sie mehr über die Terminologien des virtuellen Rechenzentrums und darüber, welche Werkzeuge für welchen Bedarf die richtigen sind.
Virtuelle Maschinen (VMs) haben die Art und Weise, wie Rechenzentren aufgebaut und gewartet werden, stark verändert. Mehrere virtuelle Serverumgebungen teilen sich die physische Host-Infrastruktur und nutzen die Hardware so deutlich effizienter. Denn ein Hypervisor oder auch Virtual Machine Monitor (VMM) teilt den VMs Ressourcen wie CPU-Kapazität oder Arbeitsspeicher je nach Bedarf und Priorisierung zu. Aus Sicht der VM stehen die ihr zugedachten Ressourcen exklusiv zur Verfügung. Weniger physische Server im RZ führen zu sinkenden Betriebskosten, etwa für Strom, Klimatisierung und Raummiete.

Siegeszug der virtuellen Maschinen
VMs erleichtern den Administratoren die tägliche Arbeit: So lassen sich VMs beispielsweise einfach provisionieren und Konfigurationsstände per Snapshot festhalten  – ein Vorteil, wenn die IT neue Umgebungen etwa für Testzwecke in Betrieb nehmen oder Änderungen rückgängig machen will. Weil VMs nicht auf einen bestimmten Hardware-Stack angewiesen sind, ist Hardware während des laufenden Betriebs austauschbar. Die VMs bekommen in der Zwischenzeit anderen Ressourcen zugeteilt.

Durch eine Virtualisierung des Betriebssystems ist es möglich, die VMs noch schlanker zu konfigurieren. Dafür wird das Betriebssystem auf dem Host partitioniert und von den Gast-VMs als Basis genutzt. Nur die individuellen Konfigurationen liegen auf der VM. So beanspruchen die VMs noch weniger Ressourcen und die vorhandene Hardware erfährt eine optimale Ausnutzung. Allerdings sind die VMs in dieser Konstellation vom Host abhängig, was einige der eigentlichen Administrationsvorteile schmälert.

Virtualisierung als Basis für Cloud Computing
Die Entkopplung der Software-Ebene von der darunterliegenden Hardware und die flexible, bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen sind die Grundlage des Cloud Computings. Physische Ressourcen werden zu virtuellen Pools zusammengefasst. Über eine Managementsoftware legen die Administratoren die Regeln für die Zuteilung fest: Welche VM oder Applikation erhält Priorität, welche maximalen Ressourceneinheiten lassen sich vergeben et cetera. Durch Virtualisierung entsteht so im eigenen Rechenzentrum eine private Cloud.

Mit dem Trend, IT-Infrastruktur samt Management an externe Dienstleister auszulagern, um sich selbst aufs Kerngeschäft konzentrieren zu können oder den Engpass an IT-Experten im eigenen Unternehmen auszugleichen, begann auch der Aufstieg des Cloud Computings. Outsourcing erwies sich für viele Anwendungsfälle als zu wenig flexibel, die Integration mit on-premises verbliebenen Anwendungen ist aufwendig und die Abhängigkeit vom Dienstleister hoch. Cloud-Computing-Dienstleistungen (Public Cloud) bieten deutlich mehr Flexibilität – inzwischen hält der Markt für jede Anforderung einen passenden Service bereit, von reiner Infrastruktur über einzelne Anwendungen bis hin zu ganzen Plattformen.
 
Dank Virtualisierung können Dienstleister Shared Hosting anbieten. Mehrere Kunden teilen sich die physischen Ressourcen, leistungsfähige Hypervisor und Traffic-Analyse-Tools steuern die Ressourcenvergabe so aus, dass jeder Kunde die Performance bekommt, die er gebucht hat. Die Provisionierung neuer VMs ist unkompliziert, die Kosten transparent und verbrauchsabhängig. Es ist nicht nötig, eigene Hardware anzuschaffen. Das ist besonders dann ein Vorteil, wenn der Bedarf an IT-Ressourcen schwankt, Entwicklungen getestet und Anwendungen als Service eingekauft werden sollen. Der Clouddienstleister übernimmt dabei wichtige grundlegende Administrationsaufgaben wie Wartung, Bugfixing und Updates.
 
Private Cloud in der Public Cloud: Virtual Locations
Nicht für jeden Anwendungsfall ist die klassische Public Cloud die richtige Lösung. Immer wieder gibt es beispielsweise Datenschutz- und Performancebedenken (Noisy Neighbor), weil die Ressourcen geteilt werden. So kehrt nun eine Grundidee des Outsourcings zurück: eigene Server beim Dienstleister, allerdings mit den Vorteilen der Cloud. Solche Virtual Private Server (VPS) beziehungsweise Virtual Dedicated Server (VDS) sind VMs, die nur dem jeweiligen Unternehmen zur Verfügung stehen. Manche Cloudanbieter reservieren den dedizierten Servern bestimmte Hardware, also beispielsweise CPU-Kerne oder Arbeitsspeicher, um gewisse Leistungsmerkmale garantieren zu können.

Erweitert man das Konzept der VDS, entstehen Virtual Locations. Aus einem oder mehreren dediziert zugewiesenen und damit exklusiv nutzbaren physischen und virtuellen Servern wird eine private Cloud in der Public Cloud – physisch getrennte und komplett isolierte private Infrastruktur für diverse Cloudszenarien und -workloads. Solch eine Hosted Private Cloud ist sinnvoll, wenn es besondere Ansprüche hinsichtlich vollständiger Datenhoheit, Konformität, Compliance und Sicherheit gibt. Zudem lassen sich so bereits erworbene Lizenzen weiter nutzen – ein wichtiger Kostenfaktor.

Bei der Wahl eines Virtual-Location-Angebotes sollten Administratoren darauf achten, dass sich die Compute-, Storage- und Netzwerkressourcen über ein Management-Panel komfortabel per Mausklick ansteuern lassen. Denn gerade in hybriden IT-Infrastrukturen ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten und eigene Ressourcen mit denen aus der Cloud zu integrieren.

Fazit
Die Virtualisierung eröffnet neben den Vorteilen von VMs zahlreiche weitere interessante Sourcing-Optionen: Mit Virtual Dedicated Servern und Virtual Locations können sich Unternehmen eine dedizierte, private Cloud auf der Infrastruktur eines Dienstleisters einrichten. On-Premises-Stabilität und Sicherheit lassen sich so mit der Flexibilität und dem Administrationskomfort der Cloud kombinieren.

ln/Henrik Hasenkamp, CEO von gridscale

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