Seite 2 - Open Source-Virtualisierungslösungen im Überblick

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Seite 2 - Open Source-Virtualisierungslösungen im Überblick

27.07.2011 - 13:00
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Der Newcomer KVMKVM profitiert stark von der vollständigen Integration in den Linux-Kernel. Zum einen stellt der Kernel direkt Scheduling, Arbeitsspeichermanagement und die notwendigen Hardware-Treiber bereit. Der Overhead wird so auf ein Minimum reduziert. Zum anderen wächst KVM durch die vollständige Integration gemeinsam mit dem Kernel. Neue Technologien können zeitnah in die Virtualisierung einfließen und bedürfen keiner nachgelagerten Entwicklung. Das sorgt für Zukunftssicherheit und eine umfangreiche Kompatibilitätsliste. Neben den im Kernel eingesetzten Modulen kommt die Emulationssoftware QEMU [3] zum Einsatz.

Sie bildet die eigentliche Ablaufumgebung der Gäste und stellt administrative Funktionen wie Snapshotting und Live-Migration bereit. Auch der Zugriff auf physikalische Geräte, die zum Beispiel über PCI oder USB angebunden sind, ist möglich. Durch diesen Aufbau zeigt sich KVM deutlich schlanker als seine Konkurrenten. Die Installation ist einfach und die Administration für Linux-Anwender intuitiv. Da sich jeder Gast wie ein gewöhnlicher Linux-Prozess verhält, ist kein spezielles Kommandozeilen-Know-how erforderlich.

Hostseitig deckt das KVM-Qemu-Duo alle Anforderungen ab, die man an einen Hypervisor stellt, und muss sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Neben der angesprochenen Live-Migration und der umfangreichen Gastkonfiguration wird auch Memory Overcommitment unterstützt. Dafür ist das KSM (Kernel Same-page Merging) des Hostsystems verantwortlich – KVM ist hier also Microsoft um einiges voraus. Die Liste der unterstützen Gastsysteme ist bei KVM bereits jetzt ähnlich lang wie bei Xen. Neben allen Windows-Varianten von 2000 bis 2008 können auch Solaris und viele BSD-Varianten virtuell betrieben werden. Selbstverständlich unterstützt KVM auch Linux-Distributionen unterschiedlichster Art und Version. Das ist ein weiterer Punkt, bei dem KVM gegenüber Hyper-V die Nase vorn hat.

Allerdings zeigt sich beim zentralen Management die kurze Entwicklungszeit von KVM noch deutlich. Zwar enthalten fast alle Distributionen Tools zur Administration, meist aber nur rudimentär, sodass sie nicht den Ansprüchen eines Enterprise-Einsatzes genügen. Hier profitiert Red Hat vom frühen Engagement bei der Weiterentwicklung des KVM-Hypervisors. Die durch Red Hat angebotene Umgebung "Red Hat Enterprise Virtualization" (RHEV) stellt ein zentrales Management von KVM-Servern bereit. Die Oberfläche ist intuitiv und durchaus vergleichbar mit den Lösungen von Microsoft oder Citrix.

Es grenzt fast schon an Ironie, dass RHEV aktuell ausschließlich auf einem Microsoft Windows-Server betrieben werden kann. Hinzu kommt in der aktuellen Version noch eine erhebliche Einschränkung des High-Availability-(HA)-Moduls. Alle HA-Funktionen werden über den Management-Server ausgelöst. So bildet sich leicht ein Single Point of Failure im KVM-Cluster. Red Hat plant, dieses Konzept für das nächste größere Release zu überarbeiten.

Als kostenfreie Open Source-Variante für die Verwaltung von KVM-Umgebungen sei besonders das Management-Framework openQRM [3] erwähnt. Neben KVM unterstützt openQRM auch Virtualisierungshosts auf Basis von VMware, Xen und Linux vServer. Der modulare Aufbau erlaubt es, unterschiedlichste Lösungen zu integrieren. Dadurch übernimmt openQRM die Rolle eines zentralen Datacenter Managements. Neben der Administration von Virtualisierungsumgebungen werden auch Standalone-Server und Storage-Systeme (zum Beispiel NetApp, AOE oder LVM) gemanagt. Durch die Anbindung von i-doit und OTRS lässt sich sogar die Brücke zum IT-Servicemanagement schlagen und werden OPSI und Puppet integriert, kann der Rechenzentrumserlaubt zu einem hohen Grad automatisiert werden. Abgerundet wird das openQRM-Konzept durch die automatische Übergabe an System- und Applikationsmonitoring, zum Beispiel an das Nagios-basierte openITCOCKPIT.

Fazit
Trotz des jungen Alters von KVM kann die Lösung bereits etliche erfolgreiche Projekte vorweisen. Für Einsteiger ist KVM eine kostengünstige Option, die bei der Suche nach der richtigen Lösung berücksichtigt werden sollte. Auch wenn er frische Hypervisor zurzeit noch kleine Schönheitsfehler aufweist, so sind die "Must-Haves" für den Enterprise-Einsatz vorhanden. Umsteiger werden allerdings nur wenige Mehrwerte finden, die einen Wechsel zu KVM rechtfertigen – von den reinen Kostenaspekten einmal abgesehen. Die schnelle Weiterentwicklung und die große Unterstützung namhafter Hersteller sind jedoch sehr vielversprechend. Abgerundete Enterprise-Lösungen, wie zum Beispiel der Vorreiter "Red Hat Enterprise Virtualization", werden daher nicht lange auf sich warten lassen.



 

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dr/David Breitung, Senior Consultant bei der it-novum GmbH

[1] www.openvirtualizationalliance.org
[2] www.linux-kvm.org
[3] www.openqrm.com

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