Hybride IT-Strukturen zentral mit HDIM-Tool managen

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Hybride IT-Strukturen zentral mit HDIM-Tool managen

01.03.2023 - 14:00
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Der Gang in die Cloud hat IT-Abteilungen in vielerlei Hinsicht entlastet. Mit Multi- und Hybrid-Cloud-Strukturen aber ist es schwieriger geworden, die Übersicht zu behalten: Mit einem Tool für das Hybrid Digital Infrastucture Management gelingt das. Wie unser Artikel zeigt, lassen sich damit sowohl Hardware und Docker-Container als auch Microservices, vernetzte Cloudanwendungen, Automatisierungsskripte, Backuppfade und Bandbreitenkapazitäten optimal steuern.

Die Cloudtransformation hat IT-Abteilungen effizienter gemacht. Sie müssen sich nicht mehr um die Updates der Server und generell um den Service der Hardware kümmern. Auch zahlt ein Unternehmen nur noch das, was es wirklich braucht. Clouddienste lassen sich zudem schnell aufsetzen und skalieren. Das kann Kosten sparen und die Bereitstellungszeit reduziert. Es erhöht aber fast immer auch die Anzahl der Systeme, eben weil deren Installation so einfach ist. Vergessen darf die IT die Cloudanwendungen trotz der neuen Flexibilität nicht: Denn sie sind weiterhin Teil der Gesamt-IT, häufig verbunden mit anderen lokalen Systemen, auf die die Clouddienste zugreifen oder an die sie Ergebnisse liefern.

Mehr Übersicht in hybriden Umgebungen mit HDIM
Eine Multi- und Hybrid-Cloud-Umgebung mit diversen virtualisierten Systemen und SaaS-Diensten, Servern in zahlreichen lokalen Rechenzentren und physischen Netzwerken zu managen und die Abhängigkeiten der Systeme untereinander im Blick zu behalten, ist komplex. Eine transparente Übersicht ist besonders wertvoll, wenn neue Systeme eingeführt werden sollen, Probleme auftreten oder auch Systeme ausfallen. Für das Management solch komplexer IT-Infrastrukturen braucht es eine Anwendung, die Hersteller-agnostisch ist und alle Softwareschichten berücksichtigt (Firmware, Betriebssysteme, Anwendungen, virtuelle Systeme, Container, Clouddienste, Microservices et cetera). Da diese Anforderungen viele Organisationen haben, hat sich dafür ein eigener Begriff gebildet: Hybrid Digital Infrastructure Management (HDIM). Es kombiniert in einer Managementumgebung Daten aus physischen Rechenzentren inklusive Colocation-Flächen, privaten und öffentlichen Clouds sowie Edge Data Centers und IoT-Devices.

HDIM kommt auch der Entwicklung in vielen Unternehmen entgegen, die eigene IT mehr aus dem Blickwinkel der benötigten Services und Anwendungen zu sehen, weiterzuentwickeln und sich weniger an vorhandenen (Hardware-)Ressourcen zu orientieren. Der Fokus hat sich deutlich verschoben: War er in den letzten Jahrzehnten vor allem auf Netzwerkleistung und -verfügbarkeit gerichtet, stehen jetzt Aspekte wie einfache Bedienung, weitestgehende Automatisierung, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, flexibel auf neue Geschäftsanforderungen zu reagieren, im Vordergrund.

Über eine zentrale Datenhaltung aller Informationen zur IT, den Services und der technischen Infrastruktur kann das Management viel flexibler planen und frühzeitig mehrere Szenarien entwickeln. Diese lassen sich mithilfe eines digitalen Zwillings simulieren, testen und Rollouts durchführen. Außerdem hat sich bei vielen Firmen die Erkenntnis durchgesetzt, dass sie deutlich schneller auf sich verändernde Marktanforderungen und technische Weiterentwicklungen wie 5G und Edge Computing reagieren können, wenn sie nicht alles selbst entwickeln. Vielmehr lässt sich dasselbe Ergebnis auch oft durch das flexible Zusammenfügen von bestehenden Diensten erreichen.

Eine HDIM-Lösung erfasst nicht nur physische und virtuelle Server, sondern auch Abhängigkeiten von Anwendungen und Services.
Ein HDIM-Werkzeug erfasst nicht nur physische und virtuelle Server, sondern auch Abhängigkeiten von Anwendungen und Services.
 

Anforderungen an ein HDIM-Tool
Je nach Branche, in der ein Unternehmen aktiv ist, und dem tatsächlichen Cloudeinsatz, sind die Anforderungen einer Organisation an eine HDIM-Anwendung unterschiedlich und können sich auch kurzfristig ändern. Ein HDIM-Tool muss also flexibel auf Nutzungsanforderungen und -verhalten reagieren können. Sechs Nutzungsszenarien sind für ein HDIM-Tools daher essenziell:

  1. Asset-Suche und -Lokalisierung: Das System sollte jederzeit darüber Auskunft geben können, wo sich ein Asset befindet: im Rechenzentrum, beim Colocation-Provider, im Cluster, in der Cloud, als SaaS-Implementierung oder virtueller Server.
  2. Remote Monitoring: Es sollten sich alle Systeme remote überwachen lassen, um bei (gerade auch physischen) Problemen schnell und mit möglichst wenig manuellen Kapazitäten unterstützen zu können (bis zur vollautomatischen Lösung).
  3. Visualisierung von Abhängigkeiten: Unternehmen müssen wissen, welche Verbindungen und Bandbreiten für die hybride IT-Infrastruktur vorhanden und notwendig sind. Für die komplexen Abhängigkeiten braucht es Transparenz und Visualisierung, um Bottlenecks zu erkennen und auflösen zu können.
  4. Ressourcenplanung: Neue Plätze für Server finden, physische und/oder virtuelle Kapazitäten ermitteln und hinzubuchen, Rahmenbedingungen wie Strom- und Klimabedarfe berücksichtigen, Aufträge und Dienstleister verwalten und steuern – diese Aufgaben muss ein HDIM-Tool beherrschen und zeitnahe Entscheidungen erlauben.
  5. Workflow und Governance: Das HDIM-Werkzeug muss dabei unterstützen, auch abteilungsübergreifende Workflows zu automatisieren und für die Einhaltung von firmenweiten Standards zu sorgen.
  6. Reports und Dashboards: Neben elementaren KPIs müssen die Reportingfunktionen auch Informationen domänenübergreifend konsolidieren, die Überschreitung von Grenzwerten melden und komplexe Fragen beantworten: So sollten sie auch Nachhaltigkeitsgrößen wie beispielsweise den Umsatz pro Kilowattstunde liefern können.

Beim Einsatz von Excel-Tabellen oder einfachen IT-Dokumentationstools (simple Geräteverzeichnisse) lassen sich nur wenige der oben genannten Szenarien befriedigend abdecken. Für gemietete IT-Infrastruktur bei einem Cloudprovider oder SaaS-Lösungen müssen sie meist passen.

Einbettung in bestehende IT-Management-Systeme
Was für IT-Admins natürlich wichtig ist: Ein HDIM-System muss sich in die bestehende Monitoring- und Gerätemanagement-Landschaft der eigenen IT einbetten lassen. Dazu sollte es über die entsprechenden Schnittstellen verfügen, um Daten mit allgemeinen MDM-, SNMP-, WMI- und TMN-Tools und herstellerspezifischen Systemen austauschen zu können. Ein Hersteller-agnostisches System kann dabei seine Vorteile ausspielen, weil es eben nicht nur die Systeme und Anwendungen eines Anbieters verwalten kann, sondern unabhängig ist. Je nach Ausrichtung des Unternehmens und seiner IT-Landschaft muss das HDIM sehr flexibel auf verschiedene Nutzungsfaktoren reagieren können. Dazu zählen unter anderem:

  • Typische Lebenszyklus-Status
  • Nutzungsmuster
  • Datenkritikalität und -hoheit
  • SLAs
  • Risikomerkmale

Das Werkzeug muss für hybride Ressourcen die Bereitstellung, Zugangskontrolle, Kapazitätsverwaltung, Leistungsanalyse, Abrechnung und Kostenkontrolle managen. Besondere Kostenvorteile lassen sich mit einem System erzielen, das ganzheitlich alle Ressourcen verwaltet, um beispielsweise Arbeitspakete auch zwischen verschiedenen Cloudanbietern verschieben zu können.

Das leistet ein HDIM-Werkzeug
Die hybride digitale Infrastruktur erfordert ein Tool, das die verschiedenen IT-Inseln miteinander verbindet und die IT bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Dann kann sie

  • Genaue Auskunft geben, wo sich Assets wie Server, Switches, Racks und andere Netzwerkhardware befindet.
  • Eine Übersicht über alle gebuchten Cloudanwendungen erstellen.
  • Abhängigkeiten zwischen virtualisierten Maschinen ermitteln. So lässt sich aufzeigen, auf welchen Ressourcen ein Service beruht.
  • Freie Ressourcen bestimmen, die sich für Erweiterungen oder Vorhaben nutzen lassen – zum Beispiel, ob die Internetbandbreite ausreicht.
  • Alle Dienste und Systeme auflisten, die ein Mitarbeitender nutzt (wichtig bei Jobwechseln).
  • Festlegen, welche Mitarbeitern Rechte für isolierte SaaS-Dienste erteilen und entziehen dürfen.
  • Ermitteln, welche Anwendungen auf andere Applikationen und deren Produkt- und Kundendaten zugreifen.
  • Kosten berechnen, die die Nutzung eines Services nach sich zieht.
  • Bestimmen, welche Gestehungskosten Dienstleistungen erzeugen, die das Unternehmen am Markt anbietet (wie beispielsweise Storage).

Fazit
Ob in der Cloud, lokal oder in einem Edge-Datacenter: Ein HDIM-Tool erlaubt die Verwaltung aller technischen Ressourcen inklusive Dienste und Anwendungen und den Verflechtungen untereinander. Führungskräfte können darüber den Fokus stärker auf Anwendungen setzen, diese einfacher managen, konsolidieren, verlagern, automatisieren und optimieren. HDIM unterstützt Unternehmen perfekt, eine hybride Infrastruktur zu planen, aufzusetzen und zu erweitern. Es ist damit ein Werkzeug, um moderne Technologien flexibel und schnell in die eigene IT-Infrastruktur zu integrieren und agil auf Marktveränderungen zu reagieren.

ln/Oliver Lindner, Director Product Management bei FNT

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