Performance-Engpässe durch Home Office erkennen

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Performance-Engpässe durch Home Office erkennen

21.04.2020 - 09:00
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COVID-19 sorgt dafür, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitsplatz ins Home Office verlegen müssen. Dies führt zwangsläufig auch zu einer erhöhten Last auf den firmeneigenen Serversystemen und somit eventuell auch zu Performance-Engpässen. Mit Linux-Bordmitteln können Sie diese allerdings recht schnell aufdecken und für Abhilfe sorgen. Der Artikel zeigt stellt einige Tools vor und zeigt, wie Sie diese einsetzen können, um in kurzer Zeit einen möglichst guten Überblick darüber zu bekommen, an welcher Stelle auf einem System eine genauere Analyse notwendig ist.
Dass Ressourcen ein endliches Gut sind, hat dieser Tage wieder Thierry Breton, Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen in der Europäischen Kommission, in einem Tweet [1] verdeutlicht. Breton berichtet auf Twitter von einem Telefongespräch mit Reed Hastings, dem Netflix-CEO, in dem die beiden sich darauf verständigt haben, dass Netflix für die Zeit der Krise die Bitrate seines Streaming-Angebots reduziert, um bis zu 25 Prozent des bisher verursachten Traffics im Internet einzusparen. Telearbeit und Streaming seien in Zeiten von COVID-19 sehr hilfreich, belasten allerdings auch sehr die vorhandenen Infrastrukturen, schreibt Breton.

Server nicht auf viele externe Zugriffe ausgelegt
Ähnliches gilt in einem etwas kleineren Rahmen. Viele Firmen gestatten es Ihren Mitarbeitern, in diesen Zeiten von daheim zu arbeiten, um das Risiko an COVID-19 zu erkranken zu minimieren. Remote-Arbeit bringt viele Vorteile mit sich, stellt allerdings auch so manche Firmen vor technische Herausforderungen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Angestellten sonst aus dem Büro heraus arbeiten. Denn dann ist die Infrastruktur meist gar nicht dafür ausgelegt, dass auf einmal alle gleichzeitig versuchen, eine Verbindung mit dem Unternehmensnetzwerk herzustellen, um auf die internen Serversysteme zuzugreifen.

Natürlich existieren fast überall entsprechende Monitoringwerkzeuge, die dabei helfen, Performance-Probleme zu erkennen. Stellvertretend seien hier Tools wie beispielsweise Grafana [2], Zabbix [3] oder auch das gute alte Nagios [4] genannt. Dennoch ist es immer hilfreich, ein paar Tools in der Admin-Werkzeugkiste zu haben, die üblicherweise auf jedem Linux-System vorhanden sind und die bei der genaueren Analyse des Systems wertvolle Unterstützung leisten können.


CPU-Last und Disk-I/O ermitteln mit uptime
Beschweren sich Benutzer über die Performance einer Anwendung, so hilft es meistens erst einmal weiter, sich die Auslastung des Systems näher anzusehen. Hierfür existieren eine Vielzahl an unterschiedlichen Tools – "uptime" sollte allerdings überall verfügbar sein:
$ uptime

15:00:08 up 9 days, 5:16, 2 user, load average: 39.01, 21.23, 14.01
Die "load average" bezieht sich auf Prozesse, die Rechenzeit der CPU in Anspruch nehmen oder dies gerne wollen, aber aktuell blockiert sind – meistens durch Disk-I/O. Die angezeigten Werte beziehen sich dabei auf die letzte, die letzten fünf und 15 Minuten und erlauben es somit, einen Trend festzustellen. Für die Auswertung der einzelnen Werte sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Ganz allgemein lässt sich allerdings sagen, dass die Werte nicht wesentlich höher sein sollten als die Anzahl der vorhandenen CPUs, damit das System ohne großen Stress arbeiten kann. Sollte das Tool "uptime" nicht vorhanden sein, so können Sie die Werte auch aus der Datei "/proc/loadavg" auslesen.

Prozessübersicht mit vmstat
Etwas mehr Informationen liefert das Tool "vmstat". Hiermit erhalten Sie einen Überblick über die Aktivitäten der Prozesse, des Speichers und des I/O-Systems:

Bild 1: vmstat listet seine statistischen Daten in einer übersichtlichen Tabelle auf.

Das Beispiel aus Bild 1 verwendet ein Intervall von einer Sekunde und liefert fünfmal einen Snapshot einiger wichtiger Systemparameter. Die erste Spalte "r" zeigt Ihnen die Anzahl der Prozesse an, die gerade CPU-Zeit beanspruchen oder darauf warten, diese in Anspruch nehmen zu können. Die zweite Spalte "b" zeigt die Anzahl der Prozesse im Status "uninterruptible sleep". Das sind die Prozesse, die Sie nicht einfach mithilfe eines Signals beenden können. Die nachfolgenden vier Spalten helfen dabei, die Auslastung des Speichers zu verstehen. Das I/O-System liefert Ihnen in den nächsten vier Spalten Informationen über die Swap-Aktivität und auch wie viele Blöcke gerade gelesen beziehungsweise geschrieben werden.

Schließlich zeigt Ihnen das Tool die Anzahl der Interrupts, Context-Switches und die Auslastung der CPU sortiert nach verschiedenen Kriterien. Interessant zu erwähnen ist an diese Stelle, dass die Spalte "us" die Werte für Prozesse im User-Space angibt, "sy" hingeben die Prozesse betrachtet, die im Kernel-Kontext ablaufen. Dieser Wert sollte üblicherweise recht niedrig sein, andernfalls kann dies ein Hinweis darauf sein, dass gewisse Kernel Funktionen, wie beispielsweise der Zugriff auf das I/O-System, nicht sehr effizient funktionieren.

Seite 2: Disk-Speicher, RAM und Netzwerk im Blick behalten


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ln/Thorsten Schwerf

[1] https://twitter.com/ThierryBreton/status/1240353171748331523
[2] https://grafana.com
[3] https://www.zabbix.com
[4] https://www.nagios.org/

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