Automatisierung ja, aber wie?

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Automatisierung ja, aber wie?

02.10.2013 - 14:00
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Vom automatischen Anlegen neuer User über das Erkennen fehlerhafter Prozesse bis hin zum Anstoßen von Einkaufsabläufen – die Automatisierung der IT-Infrastruktur gilt als probates Mittel, um Ressourcen zu sparen und Mitarbeiter zu entlasten. Auch liegt in der automatisierten Administration die Chance zur Entfaltung des kreativen Potenzials der IT-Abteilung. Aber welche Methode eignet sich für welche Prozesse? In unserem Fachartikel gehen wir auf die Unterschiede zwischen standardisierter und wissensbasierter Automatisierung ein.
Bei den meisten IT-Verantwortlichen steht die möglichst effiziente Gestaltung des IT-Betriebs ganz oben auf der Agenda. Hierbei geht es nicht nur um die Optimierung des Ressourcenverbrauchs, sondern auch um die effektive Nutzung von Talenten. Gerade die Systemadministration bindet tagtäglich die IT-Ressourcen eines Unternehmens: Tausende Tickets (Incidents, Problems, Changes, Capacity sowie Service Requests) wollen erledigt werden. Diese Aufgaben, die den Status Quo erhalten oder in kleinen Schritten entwickeln, beanspruchen 80 Prozent der Arbeitszeit der Mitarbeiter und schränken so deren Einsatzmöglichkeiten für zukunftsorientierte Projekte ein.

Dadurch leidet nicht nur die Innovationsfähigkeit des Unternehmens, auch das IT-Budget wird zum Großteil darauf verwendet, den aktuellen Stand beizubehalten. Viele Unternehmen suchen daher einen Ausweg aus der Misere und erkennen in der Automatisierung der Infrastruktur und Geschäftsprozesse – vom automatischen Anlegen neuer User, Erzeugen einer Cloud, Erkennen fehlerhafter Berechnungen bis hin zum Anstoßen von Einkaufsprozessen – ein Heilmittel, das den Kostenfaktor IT-Betrieb eindämmt.

Skriptbasierte Lösungen: Ein Fließband in der IT
Automatisierung ist jedoch nicht gleich Automatisierung und es existieren diverse Modelle, die einen IT-Betrieb entlasten sollen. Die Spanne reicht von einfachen, skriptbasierten Anwendungen bis zu komplexeren, intelligenten Lösungen. Erstere sind durchaus weit verbreitet und arbeiten standardisiert mit Workflows, Runbooks oder Skripten. Sie führen zuverlässig definierte Prozesse Schritt für Schritt aus. Dabei übernimmt ein Skript immer exakt eine definierte Aufgabe. Dadurch entstehen IT-Abläufe, die im Kern der Arbeit an einem Fließband ähneln: Ein Arbeitspaket wird in einer festgelegten Reihenfolge über Werkzeuge an Experten vorbeigeführt, bis es schließlich erledigt ist.

Insgesamt findet die standardisierte Automatisierung in 10 bis 20 Prozent des IT-Stacks Anwendungsmöglichkeiten. Dies betrifft vor allem die Administration von Betriebssystemen und Standardapplikationen, also einer Arbeitsebene, die ohnehin zu einem hohen Grad von Standardisierung profitiert. Wenn alle Faktoren stimmen, erreicht ein IT-Betrieb mit dem Einsatz eines skriptbasierten Tools einen Automatisierungsgrad von bis zu 30 Prozent.

Probleme treten allerdings auf, wenn Individualapplikationen, komplexe IT-Umgebungen oder sogar eine vollständig neue Technologie administriert werden müssen. Denn sobald die standardisierte Variante "Neuland" betritt, stößt sie an ihre Grenzen. Auch wenn sich beim letzten Release nur eine Kleinigkeit auf dem System geändert hat, passt die Eintrittsbedingung nicht mehr, das Skript kann nicht arbeiten und muss komplett überholt werden. Da standardisierte Lösungen allein auf Skaleneffekte ausgelegt sind, fehlt ihnen im Grunde das notwendige Wissen, um die unbekannte Situation richtig einschätzen zu können.

Wissensbasierte Lösungen: Der virtuelle Kollege
Im Kontrast dazu steht die wissensbasierte Lösung. Der Fokus liegt hier nicht auf der standardisierten Abarbeitung von Prozessen, sondern auf der flexiblen Anwendung von Wissen. Die Lösung erhält von den Experten der IT-Abteilungen sämtliches notwendiges Wissen in modularen Bausteinen. Diese speichert und organisiert sie in einer Art Wiki, dem sogenannten Wissenspool. Um ein Task zu erledigen, erstellt die Automatisierungsplattform aus den erlernten Wissensbausteinen dynamisch einen vollständigen Handlungsablauf. Parallel dokumentiert sie gewissenhaft jeden Handlungsschritt.

Durch die dynamische Kombination und Anwendung des Wissens ist die Software in der Lage, sogar auf unerwartete oder vorher noch nicht bekannte Ereignisse flexibel zu reagieren. Auch Aufgaben, die nicht in allen Details oder vielleicht etwas zu ungenau beschrieben sind, sind so lösbar. Findet das Werkzeug einmal keine komplette Lösung, erledigt es die Arbeit so weit wie möglich und leitet den Vorgang an das Expertenteam weiter, um hier gezielt neues Wissen abzufragen. Eine intelligente Lösung administriert so den gesamten Technologie-Stack – vom Betriebssystem über Individualapplikationen bis hin zum Geschäftsprozess – und integriert sich dabei in die bestehende IT-Landschaft, auch in komplexe, nicht-standardisierte Umgebungen.

Dies führt zu mehreren Vorteilen: Durch die Zentralisierung des Betriebswissens im Wissenspool können die IT-Experten flexibler und effizienter eingesetzt werden. So lassen sich durch die Reduktion manueller Aufgaben im Tagesgeschäft diverse Nutzen erzielen: Insgesamt werden weniger Mitarbeiter für den Betrieb der IT benötigt. Diese können sich weiterentwickeln, verstärkt kreativeren Aufgaben widmen und so ihre Innovationskraft dem Unternehmen zu Gute kommen lassen. Ein weiterer positiver Effekt: Durch die Vereinigung der Expertise verschiedener Fachkräfte in einer Softwarelösung verringern sich die Durchlaufzeit und der Overhead bei der Abarbeitung von Aufgaben, was die Kosten enorm senken kann.



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Hans-Christian Boos, Geschäftsführer der arago AG/ln

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