Azure Virtual Desktop als Terminalserver-Alternative

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Azure Virtual Desktop als Terminalserver-Alternative

04.01.2024 - 07:18
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Terminalserver sind ein beliebtes Mittel, um Desktopapplikationen remote zur Verfügung zu stellen. Microsoft schickt seine Terminalserver jedoch nach und nach in den Ruhestand. Es wird also Zeit für Unternehmen, sich nach einer zukunftsfähigen Lösung umzusehen. Der Fachbeitrag erläutert, warum Organisationen, deren Infrastruktur aktuell noch auf Terminalservern basiert, zeitnah auf cloudbasierte Angebote wie Azure Virtual Desktop umsteigen sollten und was es dabei zu beachten gilt.

Die Homeoffice-Welle während und nach der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Remote-Arbeitsplätzen stark ansteigen lassen. Der klassische Weg, PCs oder Notebooks als "Fat Client" per VPN mit dem Firmennetz zu verbinden, zeigte allerdings schnell seine Schwächen. Er ist nicht nur ein Albtraum für Administratoren, sondern birgt auch zahlreiche Sicherheitsrisiken. Eine schnelle Skalierung, wie sie die heutige Zeit fordert, ist darüber hinaus kaum möglich.

Die Plattformen der Hyperscaler bereichern hier heute die Wahlmöglichkeiten um eine weitere Variante, wie IT-Arbeitsplätze sich mit "Cloud Clients" ausstatten lassen und sich eine Virtual Desktop Infrastructure aufbauen lässt. Technologisch, betriebswirtschaftlich (Mietmodelle, Managed Services) und arbeitsorganisatorisch hat die IT-Industrie für Unternehmen eine große Bandbreite geschaffen. VDI ist dabei ein wichtiger Baustein für den modernen Arbeitsplatz.

Das gilt auch für Systemhäuser und Managed-Services-Provider, die zum Dienstleister ihrer Kunden werden und flexible und skalierbare IT-Arbeitsplätze aus der Cloud anbieten. Bei entsprechendem Abrechnungsmodell sorgen stetige Einnahmen für berechenbare und stabile Umsätze. Erfreulich sind diese in die Kassen der MSPs fließenden, festen Einnahmen vor allem in konjunkturell schwierigen Zeiten, auf die Firmen nicht selten mit einem Investitionsstopp reagieren. Virtuelle Desktops sind daher das Mittel der Wahl, um ortsunabhängige PC-Arbeitsplätze schnell, sicher und unkompliziert bereitzustellen.

VDI im Kommen, Terminaldienste gehen
Dabei werden Applikationen oder komplette PC-Umgebungen zentral gehostet und über eine sichere Internetverbindung auf das Endgerät des Nutzers übertragen. Dies kann ein beliebiger PC sein, aber auch ein wesentlich kostengünstigerer und schlankerer Thin Client. Für den Zugriff auf Anwendungen und Daten genügt in der Regel ein Standardbrowser. Die Nachfrage nach Werkzeugen zur Desktopvirtualisierung dürfte in den kommenden Jahren stark steigen. Das Marktforschungsinstitut "Markets and Markets" sagt global ein durchschnittliches jährliches Wachstum von mehr als zehn Prozent voraus.

Remote Desktops und Anwendungen werden üblicherweise in einem lokalen Rechenzentrum gehostet und über Terminalserver-Dienste wie die Remote Desktop Services (RDS) von Microsoft, Citrix ICA (Independent Computing Architecture) oder das Linux Terminal Server Project (LTSP) bereitgestellt. Dieser Ansatz ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Wartung und Management sind viel zu aufwendig, um eine schnelle und kosteneffiziente Skalierung zu ermöglichen. Unvorhergesehene Lastspitzen lassen sich schwer abfangen. Es wäre schließlich viel zu kostspielig, eine entsprechend leistungsfähige IT-Infrastruktur nur für den Notfall vorzuhalten.

Hinzu kommt, dass sich Microsoft-365-Apps zukünftig nicht mehr über die Terminaldienste der Windows-Server-Produkte bereitstellen lassen. Ab Oktober 2025 finden sie auf Windows Server 2016 / 2019 keine Unterstützung mehr, für Windows Server 2022 kommt das Supportende im Oktober 2026.

Azure Virtual Desktop als Alternative
Unternehmen und ihre Partner, die eine Terminalserver-Infrastruktur erneuern oder erweitern wollen, können deshalb immer auch eine Cloudumsetzung in Betracht ziehen. Auch wer neu in das Thema Virtual Desktop einsteigt, sollte einen Blick auf die Möglichkeiten der Cloud werfen. Azure Virtual Desktop (AVD), ehemals Windows Virtual Desktop, ist ein System zur Virtualisierung von Windows-Betriebssystemen. Dieses basiert auf Microsoft Azure und stellt virtualisierte Desktops und Anwendungen sicher in der Cloud bereit. Mit AVD bietet Microsoft eine Platform-as-a-Service an, die deutlich innovativer und flexibler ist als eine selbst gehostet Terminalserver-Infrastruktur. Für AVD sprechen vor allem folgende fünf Gründe:

  • Einfache Lizenzierung: Kunden, die eine Terminalserver-Umgebung betreiben wollen, benötigen Client-Access-Lizenzen für den Remote Desktop Service sowie Lizenzen für den Server und die bereitgestellten M365-Apps. Für AVD genügt dagegen eine meist schon vorhandene Microsoft-365-Lizenz.
  • Zukunftssicherheit: Die Terminaldienste werden langfristig aus den Windows-Server-Produkten verschwinden. Die Azure-Cloud steht bei Microsoft dagegen im Fokus der Entwicklung. Nutzer werden deshalb in Zukunft regelmäßig von neuen Funktionen, verbesserten Managementmöglichkeiten und einem Sicherheitsniveau profitieren, das jederzeit dem aktuellen Stand der Technik entspricht.
  • Skalierbarkeit: Eine lokale Infrastruktur für virtuelle Desktops zu erweitern, ist langsam und kostspielig. Das mussten viele Unternehmen in den vergangenen Jahren schmerzlich erfahren. Bei der Bereitstellung aus der Cloud lassen sich dagegen zusätzliche Instanzen schnell und unkompliziert hinzubuchen und ebenso einfach wieder abbestellen.
  • Native Windows-Umgebung: Während die Terminal Services auf einem Windows-Server betrieben werden müssen, bieten die AVD-Services eine native Betriebssystemumgebung mit Windows 10 beziehungsweise Windows 11.
  • Zentrales Management: Die virtuellen Desktops in der Azure-Cloud lassen sich über den Microsoft Endpoint Manager administrieren. Die Remote-Desktop-Dienste sind hingegen separat auf dem Server zu verwalten.

Fazit
Die Nachfrage nach ortsunabhängigen, sicheren, skalierbaren und einfach zu verwaltenden PC-Arbeitsplätzen hat deutlich zugenommen. Microsoft hat mit Azure Virtual Desktop ein attraktives Angebot, das sich am Markt gerade etabliert.

ln/Heiko Lossau, Leiter der Business Unit Microsoft bei ADN Distribution

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