Professionelle WLAN-Tests richtig durchführen (2)
Kabellose Netzwerke sind komplexe Gebilde – insbesondere, wenn nicht nur reiner Ethernet-Datenverkehr über sie läuft, sondern auch Applikationen wie Voice over IP ihre Datenpakete durch die Luft senden. Die Suche nach einem Fehler gerät für den Administrator dabei leicht zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Aber auch die Sicherstellung von Verfügbarkeit und Sicherheit ist durch regelmäßige Messungen im WLAN notwendig. Im zweiten Teil unseres Online-Workshops beschäftigen wir uns mit Control Plane-Tests der Kontroll- und Steuerfunktionen und gehen dabei auf Roaming-Benchmarks sowie die Verwendung eines Paketgenerators ein.
Control Plane-Tests der Kontroll- und Steuerfunktionen
Mit den folgenden Tests wird die Performance der Systeme bei den Kontroll- und Steuerfunktionen gemessen. Diese Messprozeduren geben Auskunft über folgende Kriterien: Roaming, Client-Kapazität, Stress und Intrusion Detection/Protection. Dadurch lässt sich die Qualität der Kontroll- und Steuerfunktionen des SUTs beurteilen.
Roaming Benchmark-Test ermittelt Paketverluste
Mit dem Roaming Benchmark-Test überprüfen Sie den WLAN-Controller und bestimmen so die Anzahl der Roaming- Vorgänge pro Zeiteinheit. Der Test ermittelt dabei die Roaming-Verzögerungen und Paketverluste bei definierten Roaming-Raten und -Mustern.
Der Test übermittelt UDP-Pakete vom Ethernet-Client an die im Roaming-Prozess befindlichen WLAN-Clients. Die Roaming-Rate und die Roaming-Muster sind hierbei konstant. Nach jedem Roaming- Prozess ermittelt das Verfahren die für den Roaming-Vorgang benötigte Zeit und die Anzahl verloren gegangener Datenpakete (vom Ethernet zum WLAN). Der Testreport verzeichnet die minimalen, maximalen und mittleren Roaming- Verzögerungen für jeden Client, die Anzahl der ausgeführten Roaming-Vorgänge und den Mittelwert der verloren gegangenen Pakete.
Die Roaming-Zeit bezeichnet den Zeitraum, den ein mobiles WLAN-System benötigt, um im Fehlerfall (fehlendes Signal, Signal unterschreitet bestimmten Schwellwert) von AP zu AP umzuschalten. Mit Hilfe dieses Tests lässt sich die Gesamtkapazität des SUTs beim Roaming von einer Vielzahl von unabhängig voneinander agierenden Clients feststellen. Die Testresultate charakterisieren das Verhalten des SUTs beim Einsatz in mobilen WLAN-Umgebungen.
Als Spezialfall dessen ermittelt der Multicast Roaming-Test die Verzögerungen beim Roaming und eventuell auftretende Fehler bei der Vermittlung von Multicast- Verkehrsströmen.
Stress Association Database Capacity
Der Stress Association Database Capacity- oder auch Maximum Client Capacity-Test misst die Anzahl der Clients, die innerhalb einer definierten Verlusttoleranz erfolgreich ins Netz einbuchen und den Datenverkehr übermitteln. Dieser Test lässt sich auch im Umfeld mehrerer APs einsetzen. Die verfügbaren APs werden dabei sequentiell getestet. Die maximale Client-Kapazität errechnet sich dabei auf Basis einer festgelegten Paketgröße und der sich daraus ergebenden Last.
Bei diesem Test wird zuerst versucht, ein Maximum an Clients über das WLAN mit dem SUT zu assoziieren. Kommt es zu Fehlern, ist der Sättigungsgrad oder das für den Test definierte Maximum an Clients erreicht. Nachdem die Obergrenze bestimmt ist, wird von den Ethernet- Clients der Verkehr durch das SUT zu den WLAN-Clients übermittelt. Am Ende der Datenübermittlung errechnet der Test für jeden Client die entsprechende Paketverlustrate. Übersteigt die Fehlerrate eine akzeptable Fehlertoleranz, ist das Client-Maximum erreicht und der Test wird beendet. Übersteigt die Fehlerrate die definierte Fehlertoleranz, wird ein Client abgeschaltet und der Test erneut ausgeführt. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis das Client- Maximum erreicht ist.
Dieser Test liefert einen der wichtigsten Parameter jeder WLAN-Installation: die Anzahl der parallel arbeitenden Clients. Im Gegensatz zu anderen Verbindungstests (die in der Regel nur das reine Verwalten von WLAN-Clients in einem SUT berücksichtigen) überträgt dieser Test definierte Datenströme über die verfügbaren Verbindungen. Dadurch wird das SUT in einem realen Stresstest überprüft.
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Prof. Dr. Bernhard Stütz und Mathias Hein/jp/ln