Seite 2 - Rechenzentren zukunftsfest machen

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Seite 2 - Rechenzentren zukunftsfest machen

07.08.2013 - 14:00
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Nachhaltigkeit leben
Green IT ist heute kein Schlagwort mehr, sondern Programm. Mittlerweile haben sich viele Unternehmen das Thema Sustainability auf die Fahne geschrieben. Grund dafür sind nicht nur Image- und Wettbewerbsfaktoren. Verbesserungen der Energieeffizienz können auch die Betriebskosten drastisch senken. Zentrale Herausforderung ist die Kälteoptimierung durch Strategien wie Kalt- und Warmgänge, also die strikte Trennung von Warm- und Kaltluftbereichen, Einhausung und freie Kühlung.

Eine weitere Herausforderung moderner Rechenzentren liegt darin, die Energiewerte jederzeit im Auge zu behalten – sowohl von der Kostenseite her, als auch von der Verbrauchsseite (Strom und Klima). Dazu gehört eine regelmäßige Kontrolle der Klima- und Abluftbelastung sowie eine kontinuierliche Strombilanz und Prognosen für den kommenden Verbrauch, zum Beispiel quartalsweise. Anderenfalls stoßen die Ressourcen schnell an Grenzen, entsprechende prognostische Analysen helfen dabei, Engpässe zu vermeiden.

Standards helfen: ITIL und Qualitätsmanagement
Der BITKOM bekräftigt in seinem Leitfaden für betriebssichere Rechenzentren, dass ITIL (IT Infrastructure Library) und ISO 20000 die Prozesse eines Rechenzentrums nachweislich sichern und verbessern. Die Zertifizierung nach ISO 20000 ist zwar ein äußerst aufwendiger Prozess, zugleich aber insbesondere für IT-Dienstleister sinnvoll. Für den RZ-Betrieb hat die Zertifizierung unter anderem zur Folge, dass keine Wartung oder Änderung ohne ITIL-Prozesse gemacht werden darf.

Jeder Vorgang im Betrieb ist vollständig in alle ITIL-Prozesse eingebunden, auch das Capacity Management richtet sich nach dem IT-Standard. Je höher die Compliance-Anforderungen, desto sinnvoller ist der Aufwand im Qualitätsmanagement. Die Ausrichtung an Standards kann zudem wettbewerbsentscheidend sein: In Ausschreibungen für IT-Projekte wird immer häufiger das Management auf ITIL-Basis gefordert.


In modernen Rechenzentren wie hier bei der TUI InfoTec ist die gesamte RZ-Infrastruktur in die Gebäudeleittechnik integriert und wird mit einer einheitlichen Mess-Steuer- und Regelungstechnik überwacht

IT für die IT
Geeignete Software-Tools sind aus dem Management moderner Rechenzentren nicht mehr wegzudenken. Lösungen für das Data Center Infrastructure Management (DCIM), in Verbindung mit Configuration Management und einem Ticketing-System gehören dabei zu den wichtigsten Komponenten. Auch Tools zur Verwaltung von Virtualisierungs-Umgebungen haben sich etabliert. Der Markt für DCIM ist relativ breit aufgestellt, hier empfiehlt sich ein Auswahlprozess, der sich am konkreten Bedarf orientiert. Die Tools sind sehr unterschiedlich ausgeprägt, beispielsweise wenn es um das Thema Reporting geht.

Fundierte Analysen können die Bewertung von Key Performance-Indikatoren für das Rechenzentrum unterstützen. Dazu gehören unter anderem Faktoren wie Kostenkontrolle, Kundenzufriedenheit, Erfüllung der Service Level Agreements (SLA) oder die Zeit für Bereitstellung neuer Dienste. Dabei wird die Einbeziehung von Kunden-orientierten Faktoren immer wichtiger. Performance-Vergleiche zwischen Unternehmen sind zwar schwierig, der BITKOM etwa stellt jedoch öffentliche Benchmarks zur Verfügung.

Vorsicht Falle: Hürden bei Modernisierungsprojekten
Insbesondere bei umfangreichen Modernisierungen sollte nicht aus dem Fokus geraten, dass das Gebäude und die RZ-Infrastruktur mit Hilfe einer Mess-Steuer- und Regelungstechnik (MSR) gemeinsam zu steuern sind. Der Blick auf einzelne Gewerke wie Elektro reicht nicht. Vor allem aber, wenn es um den RZ-Betrieb geht, kann es schnell heikel werden. Oft gibt es Systeme, die eigentlich nicht angefasst werden können, im ungünstigsten Fall ist die Modernisierung also im laufenden Betrieb erforderlich – ohne Ausfall, versteht sich.

Aufwendiger als gedacht sind in der Planungsphase häufig die Analyse der Bestandsanlagen und die Aufzeichnung der Zusammenhänge. Oft gibt es für alte Anlagen und Gebäude keine Unterlagen mehr. Auch die Abstimmung mit dem Facility-Management verschlingt viel Zeit. Es empfiehlt sich, bei entsprechenden Vorhaben immer ein Ingenieurplanungsbüro ins Boot zu holen, um das Risiko zu minimieren. Bei größeren Projekten sollte zudem mindestens ein IT-Mitarbeiter komplett für die Koordination und Überwachung der Aufgaben abgestellt werden.

Ausreichend Spielraum einplanen
Wer einmal das Thema Modernisierung in die Hand nimmt, sollte zudem darauf achten, Spielraum für zukünftige Veränderungen und Erweiterungen einzuplanen. Angesichts steigender Hochverfügbarkeitsanforderungen, dynamischer Serverbelastungen und hoher Energiekosten müssen heute "atmende" RZ-Infrastrukturen bereitgestellt werden. Der Kunde zahlt lediglich seinen Verbrauch.

Serviceorientierte ITIL-Prozesse und der Einsatz von DCIM-Software müssen deshalb eine hohe Qualität des RZ-Betriebes sicherstellen, um zukünftige Anforderungen an die RZ-Infrastruktur zeitnah abwickeln zu können. Es gilt, die effiziente Nutzung vorhandener Kapazitäten und die Durchführung notwendiger RZ-Investitionen in Einklang zu bringen. Bei der Modernisierung von Rechenzentren sollten darüber hinaus auch zusätzliche Anschlussmöglichkeiten eingeplant werden, um notwendige Kapazitäten mit Hilfe von Leih-Aggregaten bereitstellen zu können.

Fazit
Nicht ganz anders als beim Jonglieren müssen bei der RZ-Ertüchtigung viele Bälle gleichzeitig in der Luft gehalten werden. Energiemanagement und Nachhaltigkeit, Verzahnung von Gebäude- und RZ-Technik über gemeinsames MSR, ausgeklügelte Desaster-Recovery-Strategien und Virtualisierung gehören ebenso dazu wie höchste Qualitätsstandards und Kundenorientierung.



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Rüdiger Könnig, RZ-Modernisierer bei TUI InfoTec/ln

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