Seite 2 - Clever gekühlt – den Stromverbrauch im Rechenzentrum senken

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Seite 2 - Clever gekühlt – den Stromverbrauch im Rechenzentrum senken

09.04.2014 - 14:00
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Den Energieverbrauch sollten Sie zu jeder Zeit sorgfältig prüfen – und hier ist nicht die Ausgangsleistung der PDUs gemeint. Vergleichen Sie den Energieverbrauch mit der Energiebereitstellung, um herauszufinden, wie effizient die Server arbeiten und wann sie Strom verbrauchen. Die Anschaffung von PDUs bietet langfristige Statistiken über Inbetriebnahme und Stromnutzung. So mancher Server wird vielleicht nur zu bestimmten Zeiten im Monat benötigt und nicht durchgängig. Hier empfiehlt sich Virtualisierung oder eine Abschaltung der Server während Phasen der Nichtnutzung.

Im Falle einer Virtualisierung gilt es, nicht allein auf die CPU-Auslastung zu schauen sondern auf den Stromverbrauch im Verhältnis zur CPU-Auslastung. Verabschieden Sie sich von allen Energiefressern, wo irgend möglich. Unter Umständen bedeutet das, einige Ressourcen umzustrukturieren. Doch die erzielten Energieeinsparungen sind der Mühe wert.

Temperaturen und Luftstrom optimieren
Was die optimale Temperatur angeht, sollten Sie die Herstellerangaben zur maximalen Betriebstemperatur der Aktivtechnik hinzuziehen, denn meistens werden höhere Temperaturen unterstützt als eingangs für das Rechenzentrum empfohlen. Aus den Ergebnissen einer Kühlungsanalyse lässt sich ableiten, ob die Kühlung optimal ist oder sich gegebenenfalls verbessern lässt.

Ein entscheidender Punkt ist die Steuerung des Kühlluftstroms im Raum. Zu den Maßnahmen in diesem Rahmen zählen unter anderem Blindplatten, abgedichtete Bodendurchführungen und die Kontrolle über die Luftverteilung im Raum. Sind Warm-/Kaltgänge vorhanden, sollten Sie die Schränke so in einer Reihe aufstellen, dass kein Spalt zwischen benachbarten Schränken vorhanden ist. Verhindern Sie, dass sich heiße und kalte Luft im Ansaugbereich der Gerätelüfter vermischt. Bei hoher Leistungsdichte ist die Einhausung von Warm- oder Kaltgang sinnvoll. Auch Abluftkamine bringen Vorteile, da diese die heiße Abluft kontrolliert abführen und damit optimal den Klimatisierungsgeräten zuführen.

Empfehlenswert ist der Einsatz von Schränken, die viel Platz für das Kabelmanagement bieten wie zum Beispiel solche, die vertikale Zero-U Bereiche nutzen. Das optimiert die Lüftung generell, da die Kabelführung entfernt von den Kühlgebläsen der Geräte verläuft. Front- und Rücktüren mit hohem Luftdurchsatz verbessern die Lüftung zur Gewährleistung einer korrekten Warm-/Kaltgang Luftzirkulation. Eine gezielte Kühlung mit Wärmemanagement auf Schrankebene ist ein hocheffizienter Ansatz für Bereiche mit höherer Leistungsdichte. So sind Rücktüren mit Wärmetauscher ein probates Mittel zur Reduzierung der Ausgaben, indem eine Kühlung nur dann und dort erfolgt, wo hohe Wärmelasten entstehen. Kühltüren und andere Methoden der Kühlung unmittelbar am Entstehungsort der Wärme tragen zur Kostensenkung im jeweiligen Bereich bei.

Verkabelung mit Bedacht verlegen
Bei sorgfältiger Planung und Ausführung wirkt sich die Unterflurverkabelung nicht negativ auf die Kühlung aus. Lassen Sie im Laufe der Zeit jedoch zu, dass aus den einst so ordentlich verlegten Kabeln ein Kabelchaos wird, wirkt sich das sehr wohl negativ aus – und zwar nicht nur auf die Lüftung sondern auch auf die Systemperformance, ganz besonders bei ungeschirmten Systemen, wenn die Kabel gedrückt oder gebogen werden und eventuell sogar die Paarverdrillung leidet.

Ähnlich sieht es bei den Kabelführungen aus, die über den Schränken verlaufen und an der Schrankrückseite enden. Ergänzen Sie weitere Kabelführungen, wirken diese mitunter wie ein Deckel auf der heißen Luft und verhindern, dass die Klimatisierungssysteme diese effizient aus dem Raum saugen können. Hier ist es die Aufgabe des Installateurs, die Kabelführung sorgsam zu planen – sowohl im Schrank als auch zwischen den Schränken. Der Einfluss auf Lüftung und Kühleffizienz ist nicht zu unterschätzen.

Gekonnt aufräumen und rückbauen
Eine nicht unerhebliche Anzahl älterer Rechenzentren zahlt einen hohen Preis für jahrelang nachlässig durchgeführte MACs (Moves, Adds und Changes), bei denen alte Verkabelungen ungenutzt zurückgelassen wurden. Solche Altkabel blockieren vielfach die Lüftung im Doppelboden und stellen zudem ein Sicherheitsrisiko bei Overhead-Systemen dar. Kabel, die nicht länger in den Schränken und Kabelführungen benötigt werden, sind daher unbedingt zu entfernen.

Ein weitere sinnvolle Investition sind intelligente Infrastruktur-Managementsysteme. Eine durchgängige detaillierte Überwachung und Echtzeitdokumentation sowie Nachverfolgung von MACs bringt eine Reihe von Vorteilen. Die fortlaufende Bereitstellung aktueller Daten zu den Verbindungen auf der physikalischen Ebene ermöglicht eine dynamische Verwaltung der Übertragungskanäle und stellt so eine volle Auslastung der Switchports sicher, senkt den Energiebedarf für die Aktivtechnik und reduziert die Menge der ungenutzten Ports auf ein Minimum.

Fazit
Die ökologische Gestaltung des Rechenzentrums beginnt mit fundierten Entscheidungen. Dabei sind Verkabelungsinfrastruktur, Energie und Kühlung in die Planung und Spezifikation einzubeziehen. Bei bereits vorhandenen Rechenzentren lassen sich finanziell vertretbare Einzelschritte nach und nach planen und umsetzen, etwa Energie-Monitoring und -Management mit intelligenten PDUs, Stilllegung ungenutzter Server, Verbesserung des Kabelmanagements und Rückbau von Altkabeln. Selbst mit den kleinsten Schritten lassen sich im Laufe der Zeit enorme Kosteneinsparungen und große Wirkungen erzielen.



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ln/Carrie Higbie, Global Director Data Center Solutions and Services bei Siemon

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