Seite 2 - Marktübersicht Monitoring (3)

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16.10.2017 - 00:00
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Monitoring für Neueinsteiger
Hier finden wir die kleinen Helferlein des Administrators, oft Freeware oder Open-Source-Tools, die einen bestimmten Aspekt des Netzwerks überwachen, einfach einzusetzen sind und nichts oder wenig kosten. Hier findet sich beispielsweise The Dude, ein Tool, das sicherlich einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Bekanntheit dem originellen Namen verdankt, der ein gewisses Coolness-Niveau impliziert. Beim Dude handelt es sich um ein relativ einfaches Mapping-Tool, das Netzwerke scannt, Maps erstellt und Dienste auf den gescannten Geräten auf Verfügbarkeit überwacht. Weitere Beispiele aus dieser Gruppe sind der Total Network Monitor oder NetWorx. Die Berechtigung solcher Angebote liegt in ihrer Schlankheit und dem Preis. Gezielt eingesetzt können sie durchaus wertvolle Zusatzinformationen liefern, eine vollwertige Monitoring-Lösung sind sie nicht und können sie auch nicht ersetzen.


Bild 7: Auch kostenlose Einsteigertools liefern wertvolle Dienste. So erstellt der Admin eigene Pläne für das Netzwerk mit The Dude in Windeseile. Und – sofern die Geräte die Daten per SNMP liefern – sogar mit Bandbreitendaten.

Ein wenig mehr Funktionalität bieten Tools wie ActiveXperts Network Monitor, Alchemie Eye oder Advanced Host Monitor. Bei Einstiegspreisen im niedrigen, dreistelligen Bereich gibt es hier etwas erweiterte Monitoring-Funktionalität, meist auf Basis von SNMP oder WMI. Installation und Betrieb stellen keine allzu großen Anforderungen und manchmal besteht auch die Möglichkeit, die Tools über eigene Skripte zu erweitern. Allerdings bleibt eine gewisse Beschränktheit und auch die Skalierbarkeit für größere Netzwerke darf der IT-Verantwortliche hier in der Regel nicht erwarten. Dies ist ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits ist die Einstiegshürde niedrig und wenig Monitoring ist besser als kein Monitoring. Auf der anderen Seite steckt die IT hier schnell in der Sackgasse, da die Leistungsgrenzen dieser Tools relativ schnell erreicht sind und eine Erweiterung der Funktionalität oder die Vergrößerung des Netzwerks erfordern dann den Einsatz zusätzlicher Tools oder die Migration auf eine mächtigere Lösung.

Remote Management and Monitoring
Ähnlich wie bei den Big 4 ist auch beim Remote Management and Monitoring (RMM) das eigentliche Monitoring nur ein Teilaspekt des gesamten Funktionsumfangs. Dazu kommt der explizite Fokus auf den Remote-Zugriff. Entsprechend definiert sich auch die Zielgruppe der RMM-Tools: Neben großen Unternehmen mit zentraler IT und verteilten Standorten richten sich diese Angebote in erster Linie an IT-Dienstleister und Systemhäuser, die damit die Infrastruktur ihrer Kunden warten. Dazu ist natürlich die umfassende und aktuelle Kenntnis der Zustände dieser Infrastruktur nötig und folglich bieten die RMM-Lösungen natürlich auch entsprechende Monitoring-Funktionalität.

Allerdings war Monitoring lange Zeit nicht unbedingt der Fokus und die entsprechenden Features eher rudimentär ausgeprägt. Erst in den letzten Jahren wurde da nachgebessert. So hat Kaseya, einer der marktbeherrschenden Anbieter für RMM-Lösungen, 2012 Intellipool Network Monitor gekauft und als Modul in seine RMM-Lösung integriert. Den anderen Weg ist SolarWinds mit N-able gegangen: Der klassische IT-Monitoring und -Management-Hersteller SolarWinds hat 2013 das RMM-Tool gekauft, das zwar noch als eigenständiges Produkt vertrieben wird, dessen aktuelle Version 10 allerdings laut N-able VP Derik Belair stark durch SolarWinds geprägt ist.

Aufgrund ihres Preises und ihrer Komplexität empfehlen sich RMM-Lösungen vor allem für die oben beschriebenen Zielgruppen. Der Einsatz als reine Monitoring-Lösung ergibt normalerweise wenig Sinn, da Aufwand und Preis schnell den dafür vorgesehenen Rahmen sprengen. Sind solche Lösungen schon im Einsatz oder besteht grundsätzlicher Bedarf an den Remote-Management-Funktionalitäten, dann bietet es sich an, auch das Monitoring damit zu erledigen. Geht es nur um das Monitoring verteilter Standorte oder von Kunden-Netzwerken, so finden sich genug Lösungen in anderen Bereichen, die diese Funktionalität ohne Aufpreis oder als Zusatzmodul beziehungsweise spezielle MSP-Version anbieten und dabei in punkto Preis und Usability die Nase vorn haben.

Fazit
Unter dem Begriff Monitoring tummelt sich allerlei: Von kleinen Open-Source-Tools bis hin zu hochkomplexen IT-Management-Lösungen für multinationale Konzerne. Entscheidend ist, dass Sie im Vorfeld einer Recherche klar definieren, welche Anforderungen Sie an Ihr Monitoring haben. Für die Evaluierung sind reine Feature-Listen nur wenig aussagekräftig – vor allem, wenn sie als sogenannte "Comparison-Sheets" von einem Hersteller angeboten werden. Auswahl und Gewichtung der aufgeführten Funktionen richten sich da meist weniger nach realem Kundenbedarf sondern vielmehr nach der Konkurrenz.

Orientieren Sie sich an der Kategorisierung: Innerhalb der meisten Kategorien ist der Funktionsumfang der gelisteten Lösungen im Bereich Monitoring sehr ähnlich. Wichtiger als Einzelfeatures sind Argumente wie Preis, Lizenzierung und Usability, aber auch die Verfügbarkeit von Informationen auf der Webseite. Der entscheidende Punkt ist aber die Testversion: Verschaffen Sie sich immer einen persönlichen Eindruck von der Software. Macht die Testversion schon Probleme bei Installation und Konfiguration, wird es auch mit einer gekauften Lizenz nicht ohne vonstattengehen.

Wenn Sie sich externe Hilfe in Form von Beratern oder Dienstleistern holen, achten Sie darauf, dass Sie herstellerunabhängig beraten werden und dass Ihr Berater über ausreichend Kompetenz im Monitoring-Bereich verfügt. Viele Dienstleister haben nur ein oder zwei Monitoring-Offerten in ihrem Portfolio und werden Ihnen keine Alternativen empfehlen können. Oft setzt ein Systemhaus auf Open-Source-Lösungen im Monitoring-Bereich. Entsprechende Kompetenz vorausgesetzt kann das durchaus eine Option sein, allerdings sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass Open Source viel Dienstleistung erfordert und damit natürlich bei Dienstleistern sehr beliebt ist – aber vielleicht nicht unbedingt die günstigste oder geeignetste Variante sein muss.

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Im ersten Teil der Serie hatten wir uns kurz mit den "Big 4" des Monitorings und deren Konkurrenten beschäftigt, um uns dann Allrounder für KMUs anzusehen. Im zweiten Teil schauten wir uns an, was der Open-Source-Markt im Bereich Monitoring hergibt. Außerdem warfen wir einen Blick auf Monitoring-as-a-Service und Application Performance-Monitoring.

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jp/ln/Thomas Timmermann

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