Herausforderungen und Strategien im Rechenzentrum
Die aktuelle Data Center Studie des IT-Dienstleisters Technogroup macht deutlich: Zwischen unsicherer Versorgung mit IT-Hardware, zunehmendem Fachkräftemangel und anspruchsvollen Nachhaltigkeitszielen kommen auf die IT-Abteilungen vielfältige Aufgaben zu. Um angemessen mit den Herausforderungen umzugehen und reibungslose Abläufe im Unternehmen zu garantieren, sind Strategien gefragt. Der Fachartikel skizziert, wie diese aussehen könnten.
IT-Abteilungen stehen vor vielfältigen und teilweise neuen Herausforderungen. Dies belegt die aktuelle Data Center Studie der Technogroup IT-Service GmbH, die 406 IT-Spezialisten im DACH-Raum nach ihren derzeitigen Aufgaben befragte. Im Kern zeigten sich dabei drei Schwerpunkte:
- IT-Abteilungen werden zunehmend in unternehmensinterne Nachhaltigkeitskonzepte eingebunden. Gerade in Rechenzentren – Herzstück der Unternehmens-IT – bestehen dabei noch diverse Optimierungspotenziale.
- Die globalen Lieferketten sind instabil und eine ausreichende, kurzfristige sowie wirtschaftliche Versorgung mit IT-Hardware ist nicht gesichert. Gründe dafür gibt es viele, geopolitische Spannungen verschärfen das Problem.
- Die demographische Entwicklung führt zu Personalknappheit, insbesondere bei IT-Spezialisten. Unternehmen benötigen Konzepte, um diese Engpässe zu kompensieren.
Herausforderung 1: Nachhaltigkeit und Klimawandel
Nur wenige Themen drängen mehr als der Klimaschutz. Das Bundesumweltamt rechnet mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von bis zu 5,7 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts, sofern wir die CO2-Ausstöße nicht kurzfristig und massiv reduzieren. Die Ergebnisse der Data Center Studie dokumentieren, dass diese Botschaft angekommen ist. So geben 84 Prozent der befragten IT-Spezialisten an, das Thema sei für sie "wichtig" oder "eher wichtig". 94 Prozent berichten ergänzend, ihr Unternehmen besäße ein Nachhaltigkeitskonzept, dass zumeist auch die IT einbeziehe – wenn auch in unterschiedlichem Umfang: Auf die Frage, inwiefern IT-Abteilungen nachhaltiger wirtschaften, sagen 43 Prozent der Befragten, dass ihr Unternehmen ein umfassendes Konzept zur Green-IT besäße. Immerhin 42 Prozent erläutern, ihr Unternehmen recycle ausgemusterte Hardware, und fast ebenso viele Studienteilnehmer (41 Prozent) schildern, ihr Unternehmen erfasse und reduziere systematisch den CO2-Fußabdruck.
Ein guter Anfang! Aber: Gerade Rechenzentren gelten oft als Stromfresser und tragen so zu hohen CO2-Emissionen bei. Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes könnten Unternehmen hier durch einen effizienteren Betrieb – beispielsweise eine konsolidierte Nutzung von Servern sowie Speicher- und Datennetzwerken – erhebliche Kosten einsparen und gleichzeitig die Umwelt schonen.
Herausforderung 2: Wirtschaften in einer unsicheren Welt
Der Krieg in der Ukraine, verschärfte wirtschaftliche Maßnahmen zwischen den USA und China und natürlich die Corona-Lockdowns trugen auch im Jahr 2022 zu weitreichenden Lieferengpässen und zu Chipmangel bei. Daher ist es wenig verwunderlich, dass 78 Prozent der Studienteilnehmenden angeben, dass auch ihr Unternehmen von entsprechenden Problemen betroffen war.
Die Reaktion auf die Engpässe fiel aber sehr unterschiedlich aus: Der größte Teil der Studienteilnehmer berichtet (61 Prozent), dass ihr Unternehmen längere Lieferzeiten in Kauf nahm. Jeweils knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) erläutert, das Unternehmen habe aufgrund der Knappheiten höhere Preise gezahlt oder schlicht keine Hardware eingekauft. Rund ein Drittel gab an, ihr Unternehmen habe Erweiterungsinvestitionen verschoben (33 Prozent) oder instandgesetzte (refurbished) Hardware (28 Prozent) eingesetzt, um Lieferengpässe zu kompensieren.
Refurbished Hardware: Eine strategische Option für die Zukunft
Aber nicht nur Engpässe sorgen dafür, dass refurbished Hardware immer beliebter wird. Insgesamt geben zwei Drittel (61 Prozent) der in der Studie Befragten an, dass ihr Unternehmen mittlerweile zumindest teilweise auf sie setzt – eine deutliche Zunahme verglichen zur Umfrage 2020: Dort waren es lediglich 15 Prozent. Die Unternehmen, die generalüberholte Hardware explizit wegen der Mangellage nutzen, bilden also bisher lediglich eine kleine Teilgruppe aller Nutzer. Für die Zukunft sprechen mehrere Gründe dafür, dass ihre Bedeutung weiter zunehmen wird:
- Bereits in einer Befragung 2020 gaben rund 80 Prozent der dortigen Teilnehmer an, dass sie generalüberholte Hardwarekomponenten grundsätzlich als ökologisch sinnvolle und kostengünstige Alternative zu Neuware sehen. Als Option, CO2-Ausstöße zu reduzieren, bleibt sie auch weiterhin interessant.
- Obendrein ist refurbished Hardware strategisch sinnvoll, um als Unternehmen resilienter zu werden: Denn wie fragil die globalen Lieferketten besonders im IT-Sektor sind, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Für die Chipversorgung bestehen ferner Risiken durch die chinesisch-taiwanesischen Spannungen. Die global steigende Chipnachfrage könnte zudem mittelfristig die Produktionskapazitäten Taiwans sprengen. Auch daher buhlen westliche Staaten aktuell um eigene Chipfabriken.
Ergo: Bis es so weit ist, sollten Unternehmen nicht nur aus ökologischen und ökonomischen Gründen auf refurbished Hardware setzen – sie bietet einen zusätzlichen Sicherheitspuffer für eine diversifiziertere IT-Beschaffungsplanung. In Unternehmen führt ansonsten funktionsuntüchtige, nicht ersetzte Hardware schnell zu erheblichen Konsequenzen. So benennt die Studie defekte Hardware als häufigste Ursache (42 Prozent) für Ausfälle und Störungen in Rechenzentren – teilweise verbunden mit hohen Kosten.
Nur zum Vergleich: Das häufig diskutierte Thema Cyberattacken erwähnten lediglich 20 Prozent der Studienteilnehmenden als Störfaktor im Rechenzentrum. Es lag damit noch deutlich hinter fehlerhafter Software (39 Prozent) und menschlichen Fehlern (35 Prozent). Einem resilienten Betrieb sollten Unternehmen daher eine ähnliche Bedeutung beimessen wie dem viel diskutiertem Fachkräftemangel oder den oft mit Leidenschaft vorgetragenen Sicherheitsrisiken.
Herausforderung 3: Der Umgang mit Personalknappheit
Dass der zunehmende Fachkräftemangel künftig Probleme verursachen wird, ist allgemein anerkannt. Dass der Mangel schon längst in den Unternehmen angekommen ist, zeigt sich in der Data Center Studie: Dort geben 82 Prozent der Teilnehmer an, dass der Fachkräftemangel die Arbeit in ihren Unternehmen beeinträchtige. Mit möglicherweise dramatischen Auswirkungen: Menschliche Fehler sind mittlerweile dritthäufigste Ursache für Ausfälle und Störungen in Rechenzentren. Ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen Fehlern und dem Fachkräftemangel lässt sich zwar nicht belegen, ist aber ein naheliegender Schluss. Denn Unterbesetzung und Überlastung sind klassische Quellen menschlicher Fehler. Hier besteht also dringender Handlungsbedarf. Fallen die Rechenzentren (teilweise) aus, beeinträchtigt das die Arbeit des gesamten Unternehmens.
Mit Outsourcing gegen den Fachkräftemangel
Ein naheliegender Schritt ist daher, dass Unternehmen Standardaufgaben wie Floor- oder Managed-Services sowie Third-Party Maintenance an externe Dienstleister vergeben. 72 Prozent aller Befragungsteilnehmer gehen davon aus, dass sie dies ganz sicher (18 Prozent) oder wahrscheinlich (54 Prozent) entlasten würde. Etwas kritischer sind Personen, die operativ im IT-Bereich tätig sind. Doch auch sie gehen zur Hälfte davon aus, dass Outsourcing sie zumindest wahrscheinlich entlasten würde.
Die höchsten Zustimmungswerte erfährt Outsourcing dagegen bei CIOs (94 Prozent), I&O-Verantwortlichen (84 Prozent) sowie IT-Abteilungsleitern (83 Prozent) – und somit bei den IT-Führungskräften. Ihre Aufgabe wird es sein, im operativen Bereich tätige Mitarbeitende zu überzeugen, dass Outsourcing auch in ihrem Sinne ist: Es ist keine Strategie, die eigene Belegschaft zu minimieren, sondern soll diese entlasten und so dazu beitragen, menschliche Fehler zu reduzieren.
Fazit
Insgesamt zeigt sich: Für IT-Abteilungen gibt es auch künftig genug Arbeit. Der Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Thema – und damit auch Outsourcing-Strategien. Die beiden größten Herausforderungen werden aber die Stärkung der Resilienz sowie die ökologische Transformation sein. Refurbished Hardware sollte ein zentraler Baustein werden, um die beiden Aufgaben miteinander zu verbinden.
ln/Arnd Krämer, CEO Technogroup IT-Service GmbH