Gefahr durch Cyberattacken per RDP

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Gefahr durch Cyberattacken per RDP

15.01.2020 - 14:00
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Das Remote Desktop Protocol ist eines der beliebtesten Werkzeuge, mit dem Systemadministratoren entfernte Systeme mit der gleichen Funktionalität zentral steuern können als wären sie vor Ort. Auch Managed Service Provider nutzen das Tool vielfach zur Verwaltung von Hunderten von Kundennetzwerken und -systemen. Zugleich aber schafft RDP ein weiteres Einfallstor für Cyberangriffe. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass durch RDP eine große und anfällige Angriffsfläche in vielen Netzwerken entstanden ist, die von Angreifern genutzt wird. Was ist für den Admin also zu tun?
RDP  erleichtert die Fernadministration verteilter Microsoft-Systeme enorm, schafft zugleich aber ein attraktives Einfallstor für Cyberangriffe, die die Fähigkeiten von RDP missbrauchen. Eine aktuelle Studie belegt, dass das Remote-Desktop-Protokoll tatsächlich eine große und anfällige Angriffsfläche in vielen Organisationen schafft: Laut dem "Vectra 2019 Spotlight Report on RDP" für den Zeitraum vom Januar bis Juni 2019 hat die KI-basierte Plattform Cognito 26.800 verdächtige RDP-Vorgänge in mehr als 350 Implementierungen erkannt. 90 Prozent dieser Implementierungen wiesen Verhaltenserkennungen von RDP-Angreifern auf.

In der Fertigungsindustrie und in der Finanz- und Versicherungsbranche lag die höchste Rate an RDP-Erkennungen mit zehn beziehungsweise acht Erkennungen pro 10.000 Workloads und Geräten vor. Die fünf häufigsten Angriffsziele waren neben der Fertigungsindustrie und Finanzbranche der Einzelhandel, die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen. Die drei erstgenannten Branchen machten zusammen fast die Hälfte aller RDP-Erkennungen aus. Innerhalb der Fertigungsindustrie wiesen mittelgroße Unternehmen die höchste Rate mit 20 Erkennungen pro 10.000 Workloads oder Geräten auf.

So gehen Angreifer bei RDP-Attacken vor
Die folgenden drei Beispiele zeigen, dass die Nutzung von RDP als Teil der Angriffstaktik weltweit im großen Stil umgesetzt wird und sich teilweise auf staatliche Akteure zurückführen lässt. Zum einen ist da SamSam: Dabei handelt es sich um ein Computer-Hacking- und Erpressungs-Programm, von dem über 200 Organisationen, darunter kritische Infrastrukturen, Krankenhäuser und Regierungsbehörden, weltweit und vor allem in den USA fast drei Jahre lang betroffen waren. Nach Angaben des US-Justizministeriums ergaunerten die Cyberangreifer rund sechs Millionen US-Dollar aus Lösegeldzahlungen und verursachten gleichzeitig über 30 Millionen US-Dollar Schaden als Folge der Angriffe. Einige der bemerkenswertesten Fälle betrafen Angriffe auf die Stadt Atlanta, die Stadt Newark, den Hafen von San Diego und das Kansas Heart Hospital.

Die Cyberangreifer nutzten RDP, um dauerhaften Zugriff auf die Netzwerke der Opfer zu erhalten. Nachdem sie sich Zugriff auf ein Netzwerk verschafft hatten, erweiterten sie ihre Privilegien auf Administratorrechte, schleusten Malware auf dem Server ein und führten eine ausführbare Datei aus, ohne jegliche Aktivität oder Autorisierung seitens der Opfer. RDP ermöglichte es den Cyberangreifern, mit minimaler Erkennungswahrscheinlichkeit Opferumgebungen zu infizieren.

Die Analyse von in den kompromittierten Netzwerken gefunden Tools ergab, dass die Cyberangreifer mehrere der gestohlenen RDP-Zugangsdaten von etablierten Marktplätzen im Darknet gekauft hatten. Eine Begutachtung der Zugriffsprotokolle der Opfer durch das FBI ergab, dass die SamSam-Akteure die Netzwerke bereits innerhalb weniger Stunden nach dem Kauf der Zugangsdaten infizierten. Bei der Sanierung der infizierten Systeme fanden mehrere Opfer verdächtige Aktivitäten in ihren Netzwerken, die nichts mit SamSam zu tun hatten. Diese Aktivitäten sind ein möglicher Indikator dafür, dass weitere Zugangsdaten gestohlen, im Darknet verkauft und für andere illegale Aktivitäten verwendet wurden.


ln/Andreas Müller, Regional Director DACH bei Vectra Networks

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