Seite 2 - Scannen in virtualisierten Umgebungen

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21.03.2012 - 13:00
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Kommerzielle Produkte schaffen nur partiell AbhilfeZusätzlich zu den Hersteller-spezifischen Ansätzen sind kommerzielle Lösungen verfügbar. Dazu zählen RemoteScan von Quest Software und Dokscan. Beide Lösungen setzen einen Windows-Client als Endgerät voraus. Linux-Clients, die oft als Thin Clients zum Einsatz kommen, bleiben hier gänzlich außen vor. Dokscan macht die TWAIN-Schnittstelle des Herstellertreibers netzwerkfähig. Voraussetzung ist also, dass auf Client-Seite ein passender Treiber für den Scanner installiert ist, der eine TWAIN-Schnittstelle bereitstellt. Auf dem Windows-Client erfolgt die Installation des Dokscan-Clients, dem "TWAIN-Server". Der Dokscan-Client auf dem Endgerät kommuniziert mit dem passenden Dokscan-Treiber auf der Serverseite. Die Daten werden über den ICA- oder RDP-Channel getunnelt, sodass keine zusätzlichen geöffneten Ports notwendig sind. Der Hersteller verspricht, dass im Gegensatz zum lokalen Scannen und dem anschließenden Verschieben des fertigen Scans auf einen Fileserver die pure TWAIN-Kommunikation für den schnellen Transfer der Bilddaten mit der bestmöglichen Kompression sorgt. Ergänzende Informationen finden sich auf der Webseite des Herstellers unter [2].

Microsoft hat für RDP keine passende Lösung entwickelt. Verschiedene Knowledgebase-Artikel und Blogs verweisen auf Remote FX, das USB-Redirection beherrschen und über diesen Weg Scanner in die virtuelle Session bringen soll. Die gleiche Lösung bieten VMware mit seinem PCoIP-Protokoll und Citrix mit USB-Redirection als ICA-Erweiterung an. Diese Technologien erkennen lokal angeschlossene USB-Geräte und stellen in der virtuellen Umgebung hierfür einen virtuellen USB-Port bereit. Leider hat bisher kein Hersteller einen Weg gefunden, um virtuelle USB-Ports Session-spezifisch verwendet zu können. Somit ist USB-Redirection nur für Nutzer von Desktop-Virtualisierung eine Alternative. Client-seitig sind hierbei alle Arten von Endgeräten nutzbar: Windows- und Linux-basierte Endgeräte, Thin und Zero Clients.

Linux Thin Clients: Einfach scannen dank SANE
Für Linux-basierte Endgeräte bietet sich mit der Open-Source-Lösung SANE eine weitere Möglichkeit an. Das SANE-Projekt (Scanner Access Now Easy) stellt unter Linux und Unix ein einfaches und komfortables Interface zwischen Scanner und Anwendungen zur Verfügung. SANE unterstützt über 100 Scanner von bekannten Herstellern. Der Dienst "saned" greift als spezielles Frontend auf das zum Scanner gehörende Backend zu und stellt seine Dienste via TCP/IP auf Port 6566 zur Verfügung. Eine nützliche Funktion von SANE ist, dass das Backend und Frontend getrennt voneinander arbeiten. Während also das Backend auf dem Client die Ansteuerung des Scanners übernimmt, stellt das Frontend eine TWAIN-Schnittstelle für die Dokumentenverarbeitung auf dem Terminalserver zur Verfügung. Das Backend kommuniziert ohne die Installation eines Treibers auf dem Server mit der Scanner-Hardware. Jede Scanner-Schnittstelle wird in der Benutzer-Session anhand der Netzwerkadresse des Endgerätes eindeutig festgelegt und ist in der Dokumenten-Management-Software auch im Multi-Userbetrieb für das Einlesen von Dokumenten nutzbar. Das Frontend stellt die Daten der gewünschten Applikation zu Verfügung.

Auf dem Linux-Client muss SANE installiert werden, um den Scanner anzusprechen. Über die lokale GUI von SANE lässt sich die Scanner-Funktion prüfen. Auf Server-Seite ist das Paket "xsane" erforderlich. Die Ablage der Software hat im Laufwerk C in das Verzeichnis "SANE" zu erfolgen. In der Konfigurationsdatei C:\sane\etc\sane.d\net.conf werden die Scanner-Adressen eingetragen. Jede Adresse lässt sich einmal in einer Terminalserver-Session nutzen. Durch das Hinterlegen eines Scanners mit Hostname und IP-Adresse ist ein Scanner in zwei Sessions parallel nutzbar.

Mit der Installation von "Twacker" fügt der Nutzer dem Terminalserver eine TWAIN-Schnittstelle hinzu, die die OCR-Software für das Einlesen von Dokumenten nutzt. Die notwendigen Tools und Komponenten sind im Internet auf den Seiten des SANE-Projekts [3] und unter twain.org [4] verfügbar. Mit SANE gibt es für Terminalserver-Benutzer eine leistungsfähige Lösung, um Dokumente von lokalen USB-Scannern einzulesen und in der Dokumenten-Management-Software weiter zu verarbeiten, die ideal mit Linux-basierten Thin Clients funktioniert. Thin Client-Hersteller wie Rangee stellen sämtliche Komponenten samt einer Anleitung zur Verfügung.

Fazit
Ein so banales Thema wie Scannen kann in virtuellen Infrastrukturen schnell zu einer administrativen wie finanziellen Mammutaufgabe werden. Zwar gibt es Insellösungen, diese funktionieren aber nicht herstellerübergreifend. Kommerzielle Produkte grenzen Linux-basierte Thin Clients entweder vollkommen aus oder sie eignen sich nur für den Einsatz auf virtuellen Desktops. Das SANE-Projekt bringt Linux und Terminalserver unter einen Hut. Dabei ist die Open-Source-Lösung sehr einfach zu implementieren, arbeitet sehr zuverlässig und kostet nichts.

 

 

 

 

 

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Ulrich Mertz, Geschäftsführer Rangee/ln

[2] www.lwp.de/dokscanrdp.html
[3] www.sane-project.org
[4] www.twain.org

 

 

 

 

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