ICQ streicht die Segel
Am 26. Juni 2024 wird der einst beliebte Instant-Messaging-Dienst ICQ endgültig eingestellt, wie der aktuelle Betreiber auf der Webseite icq.com mitteilt. Der Dienst, der Ende der 1990er-Jahre und Anfang der 2000er-Jahre eine prägende Rolle in der digitalen Kommunikation spielte, wurde 2010 von der russischen Investmentfirma DST erworben, die heute unter dem Namen "VK" bekannt ist. Im Jahr 2020 wurde ein Versuch unternommen, den Dienst unter dem Namen "ICQ New" zu revitalisieren.
ICQ, was für "I seek you" steht, wurde 1996 von der israelischen Firma Mirabilis entwickelt und zwei Jahre später von AOL übernommen. Bereits 2001 verzeichnete der Dienst über 100 Millionen Nutzer, und 2009 erreichte er mit über 470 Millionen Nutzern seinen Höhepunkt. Zu dieser Zeit waren Smartphones noch nicht weit verbreitet, was ICQ zu einer der führenden Kommunikationsplattformen auf dem PC machte.
Ein Schlüsselelement von ICQ war die User Identification Number (UIN), die es Nutzern ermöglichte, sich auf jedem Gerät anzumelden und zu kommunizieren. Diese innovative Funktion ermöglichte eine einfache und flexible Nutzung des Dienstes, unabhängig vom eigenen Gerät. Neben Textnachrichten konnten auch Dateien übertragen sowie Sprach- und Videoanrufe getätigt werden. Gruppenchats und die Möglichkeit, Nutzer anhand von Namen oder E-Mail-Adressen zu finden, rundeten das Angebot ab.
Trotz seiner Popularität war ICQ nicht frei von Sicherheitsproblemen. Account-Diebstahl, Phishing und Spam waren häufige Probleme, und auch die Sicherheit der Anwendung selbst war nicht immer gewährleistet. Noch 2011 war es möglich, ICQ über die automatische Updatefunktion mit Malware zu infizieren. Der berühmte "Uh-Oh"-Sound von ICQ bleibt derweil unvergessen, auch wenn seine genaue Herkunft unklar ist. Es wird spekuliert, dass der Sound möglicherweise aus einer der damals weit verbreiteten Sample-CDs stammt, die in der Musikproduktion verwendet wurden.
Die Finanzierung des Dienstes erfolgte durch Werbung, ähnlich wie bei vielen heutigen mobilen Messengern. Der Desktop-Client bot eigene Kanäle für Themen wie Reisen und Shopping an und war zeitweise AOLs wirtschaftlich erfolgreichstes Produkt. Mit der Abschaltung von ICQ endet eine Ära der digitalen Kommunikation, die viele Internetnutzer über Jahrzehnte begleitet hat. VK, der aktuelle Betreiber, empfiehlt den Umstieg auf den VK Messenger.